Ape - Ein Onlineroman

Alles über Ape Smalltalk Bereich

Moderatoren: wilde-131, Paetz, lucky-mary

Benutzeravatar
ramses_pyramid
Beiträge: 112
Registriert: Sonntag 25. Oktober 2009, 10:57
Vorname: Florian
Ort: Marktoberdorf
Hast du eine Ape: ja
Ape Model: ZAP
Baujahr: 2000
Farbe: Schwrz
Km-Stand: 20000

Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

Ein Pass ist ja schon genug an und für sich. Aber 4 Pässe innerhalb kürzester Zeit und das mit einem brandneuen Zylinder und Kolben ist wirklich waghalsig. Aber im Prinzip sprach wirklich nichts dagegen, den neuen Kubiksatz gleich mal auf einem Pass zu testen. Medelpass (Passo della Mendola): mit seinen 1362 Metern im Vergleich zum doch sehr anspruchsvollen Penser Joch ein eher leichter Pass. Sicherlich gab es einfachere Wege um an den Gardasee zu gelangen. Aber wie sagt man so schön „Einmal Blut geleckt!“ sind wir eher passsüchtig geworen (Schreibt man das jetzt wirklich nach der neuen Rechtschreibreform mit drei „S“?). Durch seinen geringen Steigungsgrad von durchschnittlich 4,5% bemerkt man den Anstieg eigentlich gar nicht. Nur in ganz wenigen Abschnitten kommen kleine Anstiege mit ca. 12% mit denen wir schon unsere gewissen Erfahrungen hatten. Also insgesamt wirklich kein Problem. Dennoch ging es wieder in luftige Höhen die einem in der kleinen Kabine frösteln lies, begleitet von ganz leichtem Schneefall sogar. Es war einfach wirklich noch nicht die Jahreszeit um mit sommerlichen Fahrzeugen alpine Touren zu unternehmen. Aber dies sollte ja bald ein Ende nehmen wenn wir den schönen Gardasee (Lago di Garda) erreichen würden. Kurzerhand entschlossen wir uns den schönen italienischen Ledrosee (Lago di Ledro) anzusteuern wo sich auch ein toller Campingplatz befinden sollte. Der See liegt nach wie vor 655 Meter über den Meeresspiegel und würde wohl eine recht kühle Nacht im Zelt versprechen. Aber nach dem wir schon so viel durchgemacht haben, bedeutete dies nicht wirklich ein grosses Problem für uns. Probleme machte mir nur wieder der Zeltaufbau. Das letzte mal war es ja für ein paar Übernachtungen, dieses mal nur für eine Nacht. Den ganzen Aufwand für eine einzige Übernachtung. Dies würde wirklich viele viele Weissbiere bedeuten um die ganze Konstruktion zum Stehen zu bekommen. Ich bemerkte dass es in dem Talbett des Sees absolut windstill war und so verzichtete ich auf die Verankerung der Windseile im Boden, nachdem der Boden eher aus Beton zu bestehen schien. Kein Hering liess sich wirklich in den Boden schlagen. Mindestens 2-3 Heringe vielen so zum Opfer meiner Gewalttaten und verbogen sich einfach so. Bestimmt liegen diese noch heute verstreut durch meine Gewaltausbrüche auf dem Boden des Campingplatzes am Ledrosee. Nach vollzogener Arbeit machten wir uns auf den Weg die nächste Pizzeria aufzusuchen und uns den Genüssen der italienischen Küche zu ergeben. Spaghetti Bolognese und Pizza. Summasumarum das typisch touristische Essen, obwohl noch andere Köstlichkeiten auf der Speisekarte standen. Aber die Lust auf das runde, italienische Nationalgericht überwog und so bestellte ich eine Pizza Napoli, schön mit Sardellen und Oliven. Wichtiger war uns die Masseinheit des Weines! So entschieden wir uns für den roten Hauswein, der uns zeremoniell in einer Einliter-Karaffe serviert wurde. Schon beim ersten Schluck merkte ich die Wirkung meiner Anstrengung verursacht durch meine ingenieurhafte Kunst unser Monsterzelt aufzustellen gebündelt mit den Strapazen der Anfahrt. Diese hatten ihre Spuren hinterlassen, dennoch war ich an diesem Abend äusserst enspannt, da auch die Urbayerape ihre Bewährungsprobe mit dem neuen Zylinder bestanden hatte. Von nun an konnte es nur besser werden. Oder eigentlich auch nicht, da ja das Abenteuer Grund für eine Abenteuerfahrt ist. Ohne Zwischenfälle wär das ganze ziemlich langweilig. Ob wohl der eine Liter reichen würde? War mein nächster Gedanke, denn schon bevor die Pizza kam sank der Pegel in der Karaffe in Bodennähe. Aber in einem Besäufnis sollte das auch nicht enden, da wir recht früh am Morgen wieder losstarten würden. Dem Abbau des Zeltes vorrausgesetzt, welches mindestens genauso schwierig wie der Aufbau war, denn das ganze Zelt musste auch wieder in die entsprechenden Taschen und Hüllen verstaut werden welches sich auch als ene Art Zeremonie entwickeln sollte. Meine Fluche die ich gen Himmel schrie mögen auf den einen oder anderen wie eine Art Gebet in einer fremdländischen Sprache gewirkt haben. Mit „Saglzement kreizkruzifixnnomoina“ können halt die meisten einfach nichts anfangen. Bestimmt klang es für den einen oder anderen wie ein heidnisches Opferritual. Am liebsten hätte ich das Zelt einfach abgefackelt anstatt wieder säuberlich in die Minitaschen und Beutelchen zu verpacken. So ein Riesenzelt und so winzige Verpackungen, wer sich das überlegt hat gehört einfach bestraft. Wie zum Geier soll man wenn man das Zelt endlich drinnen hat, die Stangen und Heringe da noch hineinbekommen, inklusive der Heringe und Vertäuungsmaterial. Und dann soll man auch noch den Reissverschluss zu bekommen? Unmöglich! Das Prinzip: „Wie bekommt man einen Elefanten in einen Kühlschrank? - Kühlschranktür auf Elefant rein, Kühlschranktür zu!“ funktionierte hier einfach nicht.
Gut! Noch ein Liter Rotwein („Vino Rosso della Casa“ um hier auch gleich die Italienischkenntnisse der Mitleser aufzufrischen), dann ab ins Zelt.
Der Rückmarsch zum Campingplatz war definitv länger als der Hinweg. Vielleicht lag es auch an meinem „Schwankradius“ nach dem Rotweinexzess der den Heimweg unnötig verlängerte. Auch die Achterbahn war nicht ohne die mit meinem Kopf Loopings fuhr. Meine Vorahnung wie der nächste Morgen verlaufen würde bewahrheitete sich, als mein Vater wie üblich viel zu früh die Nacht beendete. Vielleicht war er mal im Vorleben ein Hahn gewesen der auf irgendeinem Bauernhof pünktlich um 6.30 das Krähen anfangen musste. Er behauptet aber felsenfest ein Hund gewesen zu sein. Vielleicht sollte er seine Reinkarnationstheorien noch mal gründlich überdenken. Selbst die Sonne hatte noch keine Lust sich über die Berge zu drücken, die den Ledroseee umgaben. So herrschte nur ein morgendliches Zwilicht kurz vor Sonnenaufgang. Ich bemerkte die Handwerker noch nicht, die in meinem Kopf das Hämmern beginnen wollten. Aber als ich mich von meiner Luftmatraze aufrichtete schien es so als würde eine ganze Arme von kleinen Heinzelmännchen mit Presslufthammern durch meinen Kopf marschieren. Die Idee alle Karten auf den Hauswein zu setzen ging wohl nicht ganz auf. Mir war so als wäre ich hätte ich einen Bugschuss bekommen und so drehte ich erst einmal eine gekonnte Rechtskurve beinahe mein Gleichgewicht verlierend und in einem nächstliegendem Gebüsch landend. „Auweh“ äusserte sich nur kurz mein Vater der währenddessen seinen Harndrang an einem Gebüsch los wurde. Auch ich fand endlich einen stützenden Baum, der mir Halt zu geben schien um mich mental dem Abbau unseres mobilen Palastes zu widmen. Nach unendlich gefühlten Stunden war alles wieder verstaut, was wir im Laufe nur weniger Stunden aus unseren Api entluden. Unser Platz sah sicherlich aus als wären wir Normaden die hier länger campiren wollten. Nein! Wir hatten nur vor eine einzige Nacht zu bleiben. Vermutlich war es auch hier die Anstregung die mich schlagartig nüchtern werden liess, so dass ich mich als „fahrtauglich“ bezeichnen konnte. Die Aspirin (oder auch zwei) die ich zuvor eingeschmissen hatte schien nun auch endlich ihren Job zu machen und befreite mich von den hämmernden Heinzelmännchen in meinem Schädel. Getauscht wurde dieses Hämmern von dem kreischenden Geräusch meines kleinen Motors, verstärkt durch das Blech des Cockpits das mich umgab. Das wirkt wie ein Verstärker im Innenraum. Ich hoffte darauf, dass die Wirkung der schmerzlindernden Tablette nicht nachlassen würde. Weil ein Duett zwischen den Presslufthämmern und dem Dröhnen meiner Kabine würde ich nicht verkraften.
Beim Durchblättern meines Fotoarchives dieses Fahrt viel mir auf, dass ich ein ganzes Kapitel nicht fotodokumentarisch festgehalten hatte, welches wohl bedeuten würde dass es mir zu jenem Zeitpunkt wirklich schlecht ging.
Wie behebt man am besten einen Kater wo nichts mehr zu helfen schien? Mit einem Campari con Bianco in einer schönen italienischen Bar mit wundervoller Aussicht. Und genau dies taten wir! Mit ein wenig Überwindung und Überredungskunst meines Vaters bestellten wir in einer kleinen Bar (wo auch immer das gewesen ist) das heilende Getränk, welches uns die Wirtin auch sogleich servierte. In der Sonne glänzte das Rot des Camparis, vermischt mit Weisswein und kleinen im Glas schaukelnden Eiswürfeln so als würde es es gerne eine hochwertige Tiffany-Lampe sein. Die kleinen Eiswürfelchen klimperten fröhlich im Glas und wollten wohl mit den zu Mittag läutenden Glocken der nächstliegenden Kirche konkurrieren. Der erste noch zu überwindende Schluck aus dem Glas verschaffte mir tatsächlich die erhoffte Wirkung und linderte meine Schmerzen. Ich fühlte mich wieder ausgezeichnet. Ich konnte wieder den Sinn unserer Fahrt erkennen und konnte auf ein Hoffen auf ein Ende dieses Tages verzichten.
Mit einem Male krachte wieder eine kleine Grüne Ape vor Freude hupend mit einer gefühlten Überschallgeschwindigkeit an uns vorbei. Wir waren wirklich in der Heimat unserer kleinen Weggefährten angelangt. Auch schien die Verwunderung über unsere Fahrzeuge abzunehmen, da dies für die Einheimischen fast schon Normalität gewesen ist. Nur unsere Ausstattung war eine Attraktion, da unsere Api mit Rammschutz und einem schmuken Interieur auftrumpfen konnten. Ansonsten waren dies einfach die üblichen Nutzfahrzeuge und günstiges Fortbewegungsmittel der hiesigen Bevölkerung. Nur nachdem man diesen erzählte, dass wir die Alpen damit überquert haben stiessen sie ein „Oh“ oder „Ah“ aus! Vielleicht ist das das italienische Wort für „Ihr seid doch total plemplem!“. Da bin ich mir sogar ziemlich sicher betrachtet man den Fakt, dass die Italiener ihre Ape nur für wirklich kurze Strecken nutzen und wir schon mehrere hundert Kilometer an einem Stück hinter uns brachten. Da muss man schon in einem gewissen Masse verrückt sein. Beweisbar gibt es einfach bequemere Methoden sich von Deutschland nach Italien an den Gardasee zu quälen. Aber dies ist sicherlich das gleiche Argument was ein Bergsteiger in den Alpen zu einem Hubschrauberpilot sagen würde. „Mit einem Hubschrauber lässt sich jeder Berg leicht innerhalb weniger Minuten mühelos bezwingen! Aber man verwächst nur mit dem Berg und wird Eins mit ihm, wenn man ihn selber bestiegen hat!“. Es ist eine Art „Selbstfindung“! Man wird mit der Maschine vertraut die einen vorwärts bewegt. Man empfindet das sich umgebende Feld und Landschaft viel intensiver wenn man sich seiner Umgebung durch die Langsamkeit der Fortbewegung bewusst wird. Jeder Hügel und jede Steigung wird zu einem Kraftakt. Jede Kurve zu einem Abenteuer, da man nie genau weiss was einem in der nächsten Kurve erwartet. Die bekannten und unbekannten wie auch imaginären Geräusche die der Motor Kilometer für Kilometer von sich gibt. Ist dort wieder ein Klappern was dort vorher nicht war? Hör ich dort ein Surren welches ich vorher nicht vernommen habe? Die Angst vor einem weiteren Kolbenfresser war definitiv gross und fuhr als schwarzer Schatten stets hinter uns her. Diese Sorgen schien mein Vater nicht zu haben. Er nahm die Kurven so als wäre er ein geübter Formel-Eins-Fahrer und nahm die Hügel als hätte er einen PS-Starken Boliden unter seinem Allerwertesten. Nichts schien diesen Menschen davon abzuhalten unser Ziel zu erreichen. Egal zu welchen Kosten! Ich ging die Sache eher gemächlich an und so hörte ich stets nach unbekannten Geräuschen und versuchte das Prinzip meines mich begleitenden Motores zu verstehen. Dieser brachte mich schliesslich von „A“ nach „B“. Und das bisher ohne zu Meckern und Murren. Er nahm jedes Hoch- und Runterschalten freudig an und schnurrte friedlich in seinem metallischem Käfig vor sich hin. Die 220 Kilogramm (Leergewicht) vor sich hinschiebend. Dann tauchte nach einer steilen Kurve der Gardasee auf. Fast schon beruhigend lag dieser gigantische See in seinem urzeitlichem Bett. Wir befanden uns noch auf einen Berg und konnten so den gesamten See überblicken. Ein tiefes Blau mit kleien weissen Punkten, die wohl die durch stärkeren Wind verursachten Schaumkronen auf den Wellen waren. Weitere kleine bunte Punkte bewegten sich hektisch auf dem See. Es schien wohl schon die Surfsaison am Gardasee begonnen zu haben. Mit unglaublicher Geschwindigkeit flitzten diese kleinen Punkte über den See um dann in einer rasanten Halse wieder in die Gegenrichtung zu brettern. Ich war früher selber Surfer und konnte das Gefühl sehr gut nachempfinden wenn einem die steife Brise um die Naseweht, das Brett unter einem kracht und die Füsse vom kalten Nass des Gardasees umspühlt werden. Es ist auch eine Art „Freiheitsgefühl“! Kommt das Surfbrett ins Gleiten, so scheint man bei der nächsten Welle fast abzuheben. Wäre da nicht die Gravitation der Erde würde man sicher den ganzen See überfliegen können.
Dieses Schauspiel von unserem Standpunkt anzusehen war einfach phänomenal. Wie kleine Ameisen tummelten sich unzählige Windsurfer und kämpften um die Herrschaft der Winde. Gestört wurde das wilde Durcheinander durch einen grosses weisses Objekt, dass sich mit schneller Geschwindigkeit durch die kleinen Surfer stiess. Die legendäre „Freccia“. Ein Tragflächenbot das zur schnellen Passagierbeförderung am Gardasee dient. Dieses Boot war in meiner Erinnerung einfach legendär. Ein paar mal bin ich mit meinen Elter mit diesem Boot gefahren. Ich fand es einfach erstaunlich, zugleich unheimlich dass dieses Boot sich bei einer gewissen Geschwindigkeit einfach aus dem Wasser erhob und überhalb der Wasseroberfläche zu fahren schien. Nur getragen von seinen „Flügeln“ die im Stillstand nur ein bischen Blau durch das Wasser schimmerten. Das glich fast dem Bild eines Pinguins, der seine Flügel unter Wasser ausbreitete. Diese Technik, die auch schon Jahrzehnte alt war war irgendwie dennoch futuristisch. Ein fliegendes Boot. Auch die Wellen schienen dem Sportboot einfach nichts anhaben zu wollen, denn trotz des starken Windes und den hohen Wellen blieb es völlig ruhig auf dem Wasser liegen. Nichts konnte seine pflügende Fahrt aufhalten. Die kleinen Windsurfer machten dem störenden Element Platz, so dass es ungehindert seine rasante Fahrt fortsetzen konnte. Einen kleinen weissen Schleiher hinter sich her ziehend der die Fahrtstrecke des „fliegenden Bootes“ markierte. Das war der Gardasee!
Benutzeravatar
ramses_pyramid
Beiträge: 112
Registriert: Sonntag 25. Oktober 2009, 10:57
Vorname: Florian
Ort: Marktoberdorf
Hast du eine Ape: ja
Ape Model: ZAP
Baujahr: 2000
Farbe: Schwrz
Km-Stand: 20000

Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

Irgendwie schienen hier die Gesetze der „italienischen Ruhe“ aufgehoben zu sein und der Puls des Lebens schien ein paar Takte schneller zu schlagen als Anderorts in Italien. Selbstverständlich durch den immermehr zunehmenden Tourismus verursacht! In den ersten Jahren wo ich den Gardasee bereiste war dieser noch die perfekte italienische Idylle. Selbstverständlich waren schon Touristen anwesend, welches sich aber in Grenzen hielt. Heute besucht man während der Hochsaison den deutschlandnahen See und fühlt sich gleich wie auf einer bekannten ballearischen Touristeninsel mit all ihren Trinkgelagen. Auch hier hielt Erdinger Weissbier und Co. endgültig Einzug. Aber was verblüffend ist, dass die Italiener dieses für sie eher exotische Getränk doch gerne annahmen und selber sich des Weizensaftes hingeben, geschmückt mit einer kleinen schwimmenden Zitrone die dem Weissbier eine fruchtige Note verleihen soll. Die nationale Pizza wird mit „Würstel“ garniert oder mit Ananas und Spiegelei dekoriert. Dies war sicher nicht die Grundidee der Pizza. Sie hat sich einfach evolutionstechnisch den Gepflogenheiten ihrer Umgebung, den Touristen, angepasst. Der Rotwein wird literweise in Karaffen, gleich den Eimern mit Sangria auf Mallorca, ausgeschenkt. Fehlen nur die Strohhalme und die kleinen bunten Fähnchen die das ganze schmücken. Aber trotzalledem ist es eine andere Welt, die sich auch durch einen Abstecher in das wunderschöne, ländliche Hinterland des Gardasees umgehen lässt. Dorthin wo die italienische Welt noch in Ordnung zu sein scheint. Dort wo die Landessprache noch tiefes Italienisch ist und du nur eine Antwort mit „que voi“ bekommst wenn Du auf Deutsch etwas zu den Einheimischen äusserst. Hier kostet der Campari con Bianoc noch annähernd 1,50 Euro und nicht 3 oder 4 Euro. Hier erlebt man Szenen die man sonst nur aus italienischen Filmen wie „Lampedusa“ oder „il Postino“ kennt: Der Postbote kommt zusammen mit dem Polizisten rasend schnell in die Bar gerannt, den Motor vor der Tür laufend, um schnellsten einen brühendheissen „Café“ zu sich zu nehmen. Beobachten kann man auch des öfteren, dass wenn sich der Polizist unbeobachtet fühlt ein kleines Gläschen Weisswein in turboartiger Geschwindigkeit zu sich nimmt, abschliessend mit den Worten „Ciao...grazie!“.
Klar war unser Ziel eben die touristische Metropole „Gardasee“, aber wir wollten auch eben das italienische Leben mitnehmen in unseren Erlebnisschatz. So beschlossen wir uns stets fernab von den hektischen Routen und Transferstrassen zu bewegen. Durch eben jene kleinen Dörfer, die pünktlich um 12 Uhr ihre Siesta halten oder ein gutes „Branco di Lavoro“ in einer heimischen Trattoria geniessen.
Diese Tradition sollte auch unsere Tradition sein! So verzichteten wir zumeist auf ein üppiges Frühstück, mal hier und da ein „Toasti“ und Cappuccino ausgenommen, um mit der arbeitenden Bevölkerung Italiens unser Arbeitermittagessen (Branco di Lavoro) einzunehmen. Dies bestand zu meist aus drei Gängen wie z.B. Spaghetti Bolognese oder Pomodoro (Tomatensosse), dann ein Fleischgericht abgerudet mit einer kleinen „Dolce“ (Süssigkeit) oder „Café“ (selbstverständlich verbessert (coretto) mit einem hochprozentigem Nationalgetränk, dem Grappa). Mir ist nach wie vor unverständlich wie die Arbeiter Italiens dann anschliessend wieder sich ihrer Tätigkeit widmen können. Wir in unserem Fall haben stets dann die nötige Bettschwere gehabt ein kleines Nickerchen vor Ort einzuberufen. Um 15 Uhr fängt dann wieder der Puls des Lebens an! Die Kreissägen werden wieder angeschmissen, die Presslufthammer verrichten ihr lärmendes Werk und die Büroleute setzen sich wieder an ihre Computer. In der Zeit zwischen 12 und 15 Uhr herrscht fast komplette Stille in den Strassen, gestört höchstens von einem Kirchturm der wild zum Mittag leutet. Es ist so leise, dass man sich im Freien eigentlich gar nicht unterhalten traut, wären da nicht die Vögel und Schwalben die als hätten sie auf ihre Singstunde gewartet im Chor mit den Kirchenglocken zwitscherten. Diese Ruhe hört dann schlagartig um 15 Uhr auf und man denkt man befinde sich mitten in einem Industriegebiet. Die Lastwagen rasen die Strasse rauf und runter beladen mit Kies und Schutt und natürlich anderen Ladungen als wären sie ständig unter Zeitdruck. Keine Spur mehr von Ruhe, die die Italiener während ihrer „Siesta“ ausstrahlten. Auf der Strasse wird unentwegt geplappert ohne Punkt und Komma. Mir schleierhaft wie die nur diese Atemtechnik gelernt haben auch während des Ein- und Ausatmens weiter zu plappern. Binnen kürzester Zeit wird das komplette Tagesgeschehen und politische Fortschreitungen des Landes besprochen. Ob mit einem Hammer in der Hand oder nur aus dem geöffneten Fenster eines Autos, es wird einfach unentwegt gesprochen. Selbst die Begrüssungen fallen recht langwierig aus so nach dem Motto: „Wie geht es Dir? Und ausserdem Deiner Mutter, deinem Vater, deiner Oma, Opa, Uroma, Uropa und die gesamte Vorfahrenschaft von Dir und deren Kinder und Kindeskinder?“ Teilweise kann man an den Gesichtern der Fragenden erkennen, dass sie sich dennoch über die kurze Antwort: „gut!“ sehr freuen! So ist dieser Teil der Konversation bereits etwas abgekürzt. In so kleinen Dörfern bleibt einfach nichts und niemand geheim. So könnte ich mir vorstellen, dass wir auch innerhalb kürzester Zeit in aller Munde waren, selbst wenn wir nur auf einen kleinen Cappuccino Station machten. Aber das ganze macht Italien eben so sympathisch. Jeder redet mit jedem und jeder interessiert sich für den Anderen. Bei ungeübten Blick glaubt man hier tatsächlich noch ein wenig an eine heile Welt.
Wir schlängelten uns durch unzählige kleine Dörfer und bemerkten bei unseren Durchfahrten durch die Ortskerne dass zeitweilig das Leben zu stocken schien. Wie als wäre für ein paar Sekunden einfach die Zeit angehalten. Ich wäre gerne ein kleines Mäuschen gewesen und hätte die Diskussionen nach unserer Durchfahrt mitverfolgt.
In einigen Dörfern kam es vor, dass sich das junge Volk mit Ihren Plastikrollern an uns oder neben uns klemmten um uns ein paar Kilometer laut jubelnd zu begleiten. Immer wieder mit ihren Motoren aufjaulend und stolz ihren verchromten Tuningauspuff präsentierend. Diese Dinger gehen einfach höllisch ab und in unbeobachteten Dörfern führt die Jugend ihre „Plastikbomber“ ohne Schutz und Sturzhelm mit Geschwindigkeiten weit über 100. Einmal den Gashahn betätigt rauschen die Dinger ab als hätten sie ein Düsentriebwerk unter ihrem Heck. In Deutschland wird ja schon viel getunt, aber diese Flugzeuge würden wir als komplett strassenuntauglich deklarieren. Aber hier war es Normalität. In der Nacht schalteten diese immer ihre Unterbodenbeleuchtungen an, die sie wohl aus Filmen wie „Fast and Furious“ kopierten und eher den Eindruck eines annähernden Ufos machten als ein kleiner Baumarkt-Plastikroller. Klar waren wir nicht in der Lage diese Geschwindigkeiten mitzuhalten, so fuhren sie vor uns her um nach ein paar hundert Metern wieder eine Kehrtwende zu machen und diese Aktion ein paar mal wiederholten bis sich sich mit einem „Ciao“ laut verabschiedeten. So fuhren wir wieder mit unseren kleinen Schaukeln über mit Zypressen umsäumten Strassen und genossen den kühlen Fahrtwind der durch das geöffnete Fenster blies. Hier waren die Temperaturen schon ganz anders als in den Alpen. Fast schon zu warm. Hier entwickelte sich wiederrum der Nachteil meiner schwarzen Ape die sich in der brutalen Sonne zu einem Backofen entwickelte. Hätt ich jetzt noch Eier dabei gehabt, hätten wir diese auf dem Blechdach meiner Ape braten können um so leckere Frühstücksspiegeleier zu fabrizieren. Mein Flüssigkeitsverlust im Körper musste in immer kürzeren Abständen ergänzt werden. Natürlich auch mal durch nichtalkoholische Getränke wie eine eiskalte Cola mit Eiswürfeln ergänzt. Die Kühle des Getränkes schien einen sogleich ins Hirn zu schiessen und liess einen müden Fahrer sofort wieder wach werden. Es gibt nichts Besseres als eine eiskalte Cola in der brütenden Sonne. Man sagt ja, dass das nicht gut für den Magen sein, aber ich denke dass diese ganze Fahrt eh nicht gut für meinen Magen war. Sicherlich ist es bekannt dass in heissen Ländern wie z.B. Marokko eher warme Getränke wie z.B. Pfefferminztee getrunken wird um den Körper den Aussentemperaturen auch von Innen anzugleichen. Aber die kurze Abkühlung der Cola erfrischte einfach ungemein. Auch wenn es magenunfreundlich war. Dennoch hielt diese Erfrischung in der Tat nur für kurze Zeit an und so häuften sich diese kleinen Pausen immer mehr um immer öfter die erfrischende Reaktion hervor zu rufen. Die Wärme schien sich auch in der Leistung unserer Motoren bemerkbar zu machen, da diese nun auch mehr oder minder im „warmen“ Zustand sofort ansprangen und der Durchzug wesentlich verbessert war. Vielleicht war auch nur dies Einbildung aber ich hätte drauf schwören können, dass ich Geschwindigkeiten weit über 50 erzielte. Auch die Ape meines Vaters hatte ein besseres Fahrverhalten und fuhr sich wesentlich ruhiger und schien alle Ansteigungen ohne Probleme zu trotzen. Es war einfach ein Hochgefühl endlich am langerkämpften Ziel anzukommen. In meiner Zweitheimat und dem Land der Ape.

Benutzeravatar
ramses_pyramid
Beiträge: 112
Registriert: Sonntag 25. Oktober 2009, 10:57
Vorname: Florian
Ort: Marktoberdorf
Hast du eine Ape: ja
Ape Model: ZAP
Baujahr: 2000
Farbe: Schwrz
Km-Stand: 20000

Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

Kein Thema! Hauptsache es mach Euch Spass zu lesen! Hab noch viel in Reserve! Da kann ich Euch noch tagelang versorgen so weit bin ich schon im Vorsprung!
-613
Benutzeravatar
ramses_pyramid
Beiträge: 112
Registriert: Sonntag 25. Oktober 2009, 10:57
Vorname: Florian
Ort: Marktoberdorf
Hast du eine Ape: ja
Ape Model: ZAP
Baujahr: 2000
Farbe: Schwrz
Km-Stand: 20000

Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

Wir fuhren über Land die Westküste des Gardasees ab. Begleitet von ganzen Heerscharen von Möchtegern-Radrennfahrer, die gekleidet waren als wären sie die grössten Rennfahrer. Mit aerodynamischen weisswursthautähnlichen Anzügen strampelten sie sich Ihre Lunge aus dem Hals in der brütenden Sonne Italiens. Teilweise überholten diese sich so wagemutig dass an ein Überholen unsererseits nicht zu denken war. Immer wieder schlängelte sich mein Vater mit seiner Ape durch das Getümmel um kurzerhand von dem gleichen Radfahrer den er überholte wieder überholt zu werden. Der Vorteil lag klar auf der Hand. Kaum überholte mein Vater einen, liess dieser sich vom Windschatten der Ape mitziehen, so dass er eine höhere Geschwindigkeit hatte. Kaum hatte er die Geschwindigkeit der Ape erreicht konnte er aus dem Windschatten austreten und mit viel Schwung die Ape und seine Mitstreiter überholen. Dieses Manöver wiederholte sich unzählige mal. Auch nutzten die Radfahrer natürlich meinen Windschatten aus, so dass ich wenn ich in den Rückspiegel sah immer einen Radfahrer sah der mir gefährlich dicht folgte. Meine Nervosität stieg ins Unendliche da diese Fahrpraxis wirklich gefährlich war. Hätte ich eine Vollbremsung hinlegen müssen aus irgendwelchen Gründen so hätte dies der Radfahrer hinter mir sicherlich zu spät bemerkt und würde gegen meine Heckklappe ungebremst klatschen. Ich war unheimlich froh als wir uns langsam wieder von diesen Gruppierungen lösten und nur noch vereinzelte Radfahrer antrafen. Auch mein Vater schien seine sonstige Gelassenheit gegen eine gewisses Quantum an Nervosität einzutauschen denn alle paar Kilometer setzte er den Rechtsblinker um in einer Parkbuch die Horde an uns vorbei ziehen zu lassen. Wir hatten ja unendlich viel Zeit! Die Radfahrer hingegen schienen einen riesen Zeitdruck zu haben. Dass hier nichts ernsthaftes passierte verwunderte uns schon. Denn auch die entgegenkommenden Autos hatten mit den Überholmanövern der auf Nichts achtenden Radfahrer ihre Probleme. So drängten sie sich weitestgehend an die rechte Fahrbahnrand um keinen der Radfahrer über den Haufen zu fahren. Mit ihren bunten Anzügen mit irgendwelchen Werbelogos drauf sah der ganze Haufen aus wie ein Schwarm bunter Schmetterlinge. Nur nicht ganz so graziös. Auf dieser Strecke gerieten wir dann auf offener Strecke in einen Stau der sich aus bisher unerfindlichen Gründen bildete. In dieser Hitze mit meiner schwarzen Ape stehen bleiben zu müssen war alles andere als eine gute Idee, denn durch den abwesenden Fahrtwind stieg die Innentemperatur in uferlose Höhen. Im wahrsten Sinne des Wortes wurde ich gebraten. Die Schweissperlen die sich auf meiner Stirn bildeten entstanden nach dem Abtupfen mit einem Handtuch sofort aufs Neue. Ich bin ja überhaupt kein Fan von Staus. Und in einem solchen Fahrzeug schon gleich zweimal nicht. Nichts bewegte sich vorwärts. Weder auf unserer Seite, noch auf der Gegenseite. Die Reflektionen der Sonne auf den Autos erweckte den Eindruck, dass sich an manchen Stellen etwas bewegte da die Karosserien ständig aufblitzen. Vermutlich wurde dies durch das Licht und Schattenspiel von Bäumen, in diesem Fall waren es Kiefern, verursacht. Schlechter Scherz von Seiten der Natur! So standen wir unendliche Minuten bei steigenden Temperaturen. Ab und an bewegte sich nun die Kolonne in kleinen Meter, nein eher Zentimeterabschnitten vorwärts. Und dann wurde mir alles klar! Wir näherten uns einem Schild worauf in einer merkwürdigen Schriftart geschrieben stand: „Gardaland“!
Das Gardaland ist eines der grössten italienischen Vergnügungsparks welcher mittlerweile auch in der ganze Welt bekannt ist. Meine Eltern nahmen mich schon als kleines Kind mit in das „Gardaland“ und auch in späteren Teenageralter war es Tradition mindestens ein mal im Jahr diesen Park zu besuchen. Klar! Bei einem solchen Wetter wollte Gott und die Welt den Vergnügungspark besuchen. Es war auch noch Samstag! Also der Tag an dem die Italiener ihre Familienausflüge unternehmen. Der schlimmste Tag der Woche in Italien. Aber schlimmer war es noch, da das Gardaland vom „Caneva World“ gefolgt wird, welches ein riesen Wasserrutschenpark ist. Auch dies werden die Ausflüger wohl als ihr Tagesziel auserkoren haben. Wir konnten uns also auf eine längere Standzeit gefasst machen. Ohne Flüssigkeit an Bord, da diese sich ja in meinem Kasten befanden und bestimmt schon siedende Temperaturen erreicht hat, also ungeniessbar. Die kleine Kühlbox die in meinem Heck brummte konnte vermutlich nur noch das Schlimmste verhindern, die Flüssigkeiten zum Kochen zu bringen. Sollten wir dieses Szenario heil überstehen, so müsste sofort ein Hafen, in Form einer Bar angelaufen werden um den Verlust wieder auszugleichen. Nach ca. 1 Stunde passierten wir endlich den Parkplatz des Gardalands und reihten uns in die Schlange der „Caneva World“-Besucher ein. Mir ging die Frage durch den Kopf wie sich Menschen nur sowas antun können. Stundenlang auf einen Parkplatz in einem der begehrten Vergnügungsparks zu warten um sich dann gleich in die endlosen Menschenschlangen vor den Attraktionen anzustellen.
Mir ist noch erinnerlich, dass das Gardaland z.B. immer lustige Schilder aufstellt damit man wisse wie lange man da noch anstehen muss. Bei einigen Attraktionen stand die Menschenschlange bis zu einem Wartezeitabschnitt von ca. 2 Stunden! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. 2 Stunden Wartezeit für Durchschnittlich 30 Sekunden Adrenalinkick. Einfach pervers und würde mich schier in den Wahnsinn treiben. Okay! Der Park ist wirklich schön! Aber man sollte ihn wenn man diesen mal besuchen möchte nicht an einem Samstag und eventuell sogar ausserhalb der Saison besuchen. Das ist ein absolutes Erlebnis. Besonders am Abend wenn die Italiener ihre Künste in lasertechnischen Lichtshows auspacken. Dann verwandelt sich das „Gardaland“ zu einem Lichtermeer das vermutlich selbst vom Weltraum aus gesehen werden kann. Und auch das benachbarte „Caneva World“ kann mit einigen der steilsten und höchsten Wasserrutschen der Welt auftrumpfen. Aber der Wechsel zwischen „Ich werde hier gebraten während ich anstehe“ und dem verflucht kalten Wasser kann auch nicht unbedingt fördernd für die Gesundheit sein. Dennoch versuchen tausende von Menschen genau dies zu erleben. Und wir nicht!
Wir wollen einfach nur weiter und nicht unsere kleinen Reifen auf dem heissen Asphalt zum Schmelzen bringen lassen. Für uns gibt es nur „Vorwärts“! Vorbei an diesen wahnsinnigen Vergnügungssüchtigen, denen sicherlich der Spass beim Anstehen auch vergehen wird wenn sie merken dass es zeitlich nur möglich ist 2-3 Attraktionen zu besuchen um anschliessend den Stau wieder rückwärts zu erleben. Summasumarum kommt dieser Besuch sicherlich teurer als wenn man ein paar überteuerte Attraktionen auf dem Münchener Oktoberfest besucht. Zwar bezahlt man eine gewisse (natürlich überteuerte Summe) Eintritt und kann dann fahren was man will. Aber rechnet man das auf die Wartezeit um wird das ein teurer Spass.
Nach sicherlich einer weiteren Stunde haben wir dann auch dieses „Hindernis“ hinter uns lassen und siehe da, auf unserer Fahrspur befand sich so gut wie kein Auto. Nur auf der gegenüber liegenden Seite befand sich der Stau nun spiegelverkehrt. Je länger wir endlich wieder mit unserer normalen Geschwindigkeit fuhren desdo klarer wurde mir wie lange diese Armen Menschen von nun an hier noch stehen müssten, in der Hoffnung dass sich in der nächsten Kurve der Parkplatz befindet. Dass ihr Ziel aber noch so 2-3 Kilometer entfernt liegt war hier glaube ich keinem klar. Am liebsten hätte ich angehalten und hätte ihnen mitgeteilt, dass sie ihr Ziel sicherlich nicht mehr vor Anbruch der Dunkelheit erreichen würden. Aber wir wurden ja schliesslich auch ins kalte Wasser geworfen und so entwickelte ich eine gewissen Schadenfreude, vielleicht auch vermischt mit ein bischen Rachegelüst. Noch winkten die kleinen quietschenden Kinderchen uns beim Vorbeirauschen fröhlich zu und waren voller Vorfreude. Aber sicherlich wird auch ihre fröhliche Stimmung sich nach 1-2 Stunden in Aggressionen umwandeln. Schöner Ausflug! Viel Spass!
Wir waren wieder unterwegs! Einige kleine Kilometer später blinkte wieder mein Vater um mir zu signalisieren dass wir dieses Horrorstrasse wieder verlassen würden um auf unbekanntem Pfade uns weiter Richtung Süden zu schlängeln. Da konnte es auch schon mal passieren dass wir über Schotterpisten preschten und Slalom um Schlaglöcher fuhren. Aber wir waren so gut wie alleine. Das war es was wir wollten. Das unverschönerte echte Land erleben und nicht den Massentourismus an der Küste des Gardasees. Wieder unsere kleinen Dörfer mit ihren vor den Toren liegenden Weingütern. Kleine handbemalte Schilder auf denen einfach stand „Vino“ oder „Agriturismo“ oder „Azienda so und so“. Das war echt! Keine blinkenden Leuchtreklamen auf denen „Pizzeria“ oder „Ristorante“ stand vielleicht noch mit dem Zusatz „Menu turistico“ (Touristenmenü). Was sich dahinter verbirgt ist mir schleierhaft. Wie interpretiert man dieses Schild. Genau genommen heisst dies übersetzt: „Scheissfrass zu einem brutal teuren Preis!“ Hier wird dem Touristen sofort klar gemacht wie blöd er eigentlich ist. Und wenn er dieses „Warnschild“ einfach ignoriert? Selber schuld! Dann sitzt er in der Falle und kriegt sündhaft teure Spaghetti Bolognese wo die Sosse aus der gleichen Herstellung zu kommen scheint wie die Dosen eines bekannten Hundefutterherstellers. Es ist eigentlich immer ein gutes Zeichen wenn einheimische Fahrzeuge mit einheimischen Kennzeichen vor einem Lokal stehen, aber bei diesen Touristenfallen sucht man diese vergeblich. Nur weisse Kennzeichen mit einem „A“ oder „B“ oder „M“ und einem kleinen blauen Kästchen worin sich ein „D“ befindet parkt hier vor der Tür. „Man spricht Deutsch!“ prangert ein Schild noch an dass sich in dem Gebüsch neben der Eingangstür befindet. Klar! Was denn sonst? Hier kommen ja auch nur Deutsche her? Da braucht es kein Italienisch mehr! Das ist absolut deutsches Hoheitsgebiet mit deutschen Sitten und Gebräuchen. Nur etwas schöner ummantelt mit der charmanten Betitelung „Ristorante“! „Rustikal italienische Küche“ steht dann auf den Speisekarten. Frage ich mich nur, warum dann Wien geografisch nach Italien versetzt wurde, denn hier gibt es sicherlich unter den ersten Menüpunkten das „Wiener Schnitzel mit Pommes und Catsup“! „Catsup“? Meinen die jetzt „Ketchup“? Oder wollen die falls sich ein Engländer hierher verirrt mit einer „Katzensuppe“ diesem gänzlich den Apetit verderben und vertreiben, denn der Deutsche wird es mit Sicherheit mit der gemeinten Tomatensosse interpretieren. Okay! Ich möchte jetzt hier nicht weiter drauf rumreiten! Aber lustig finde ich es schon allemal, wenn die Besucher einer solchen Lokalität sich ein grosses Bier bestellen um anschliessend einen Masskrug Bier auf den Tisch gestellt zu bekommen. Ein voller Liter zu einem Wahnsinnspreis. Aber die Ironie ist, dass die Gäste sich auch noch darüber freuen so „heimisch“ begrüsst zu werden. Der Gast soll sich schliesslich wie zu Hause fühlen. Warum diese dann überhaupt nach Italien fahren bleibt ein Rätsel.
Mein Vater und ich bevorzugen tatsächlich die italienische rustikale Küche. Am liebsten eine schöne Platte mit frisch aufgeschnittenem Parmaschinken vom Metzger um die Ecke. Ein Gläschen Rotwein des hiesigen Winzers welches tatsächlich aus einer verkorkten Flasche kommt und nicht aus einem Plastikcontainer welches dann frisch aus einem Zapfhahn sprudelt. Frisch aufgeschnittenes Baguettweissbrot anstatt Styroporsemmeln aus der Massenproduktion. Das ist das wahre Glück auf Erden. Die Krönung dann, wenn man auf einer Bank sitzt und auf die Stille der Weinberge schauen kann. Ein kleiner Traktor der sich durch die dichten Büsche der Weinreben zwängt und kleine Staubwölkchen aufwirbelt. Hier wird noch von Hand gearbeitet und in geringen Mengen. Das schmeckt man auch wenn man die Flasche öffnet und sich der Duft des Rotweins ausbreitet der das Atmen nach seiner langen Ruhepause beginnt. Endlich befreit darf er sich in das kleine Gläschen auf der im Karomuster gehaltenen Tischdecke perlen um sanft zur gleichen Ruhe wie seine Umgebung zu kommen. Die „Nonna“ (Oma) die im Eilschritt wieder angetrabt kommt um noch ein kleines Tellerchen frischen Parmesankäse zur Abrundung zu bringen gefolgt mit einem rauchigen „Prego!“ (ital. Bitteschön) und einem breiten Grinsen um sicher zu gehen, dass sich hier ihre Gäste wohl fühlen. Sollte das Lächeln nicht erwiedert werden hinterfragt sich gleich mit „tutto bene?“ (ital. alles in Ordnung?). Bekommt sie ihre Bestätigung wird das Lächeln noch intensiver und die Freude überwiegt und sie haut einem mit einen leichten Schlag auf die Schulter während sie nochmals das Glas auf dem Karotisch nachfüllt. Beobachtet wird das ganze Spektakel von scheinbar unzähligen Katzen die auf ihren Moment warten etwas abzubekommen. Miauend, Schnurrend und um die Beine streichend versuchen sie ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen mit einem Blick der einem durch Mark und Bein fährt. Wie kann man diesen Geschöpfen nur ihren Wunsch ausschlagen? Und so teilt man sich die Brotzeit mit ihnen und legt ihnen kleine Häppchen des Parmaschinkens für die Füsse diesen sie auch sogleich laut schmatzend in sich reinschieben. Die Ente die dies wiederrum bemerkt versucht auch einen Stück vom Kuchen abzubekommen und so wirft man ihr kleine Bröckchen von dem frischen Weissbrot vor den Schnabel, den sie schon versucht in der Luft zu fangen. Hier bekommt jeder seinen Teil! Was nur will der grosse Hund der uns versucht mit seinem bettelnden Dackelblick zu durchbohren? Der Grösse nach zu urteilen bräuchte er ein halbes Schwein um satt zu werden. Aber auch er soll natürlich seinen Anteil bekommen und übergibt ihm eine ganze Scheibe des kostbaren Schinkens die er in windeseile, ohne zu Kauen verschlingt. Der Rotwein nämlich wird hier nicht geteilt. Das wäre Tierquälerei, obwohl diese Tiere hier schon sicherlich so einiges gewöhnt sind und den einen oder anderen Rausch davongetragen haben.
Jedesmal bei einer solchen Idylle ist es ein Schweres diesen Platz wieder verlassen zu müssen. So verabschiedet man sich von der Nonna des Hauses so als hätte man sich schon ewig gekannt obwohl man sich erst vor ca. 30 Minuten kennengelernt hat. Ich bezeichne das als „Kurzzeitbekanntschaften“ die einem einfach im Gedächtnis bleiben. Würde mich heute ein Bekannter oder Freund fragen wo sich genau dieser Ort befand, hätte ich keine Antwort parat. „Irgendwo am Gardasee in einem Weinfeld!“ müsste die Antwort lauten. Vielleicht trägt einem der Zufall mal wieder an genau diesem Ort und man kann in seinen Erinnerungen schwelgen mit der Hoffnung dass sich die Nonna noch an einen erinnert.
Benutzeravatar
ramses_pyramid
Beiträge: 112
Registriert: Sonntag 25. Oktober 2009, 10:57
Vorname: Florian
Ort: Marktoberdorf
Hast du eine Ape: ja
Ape Model: ZAP
Baujahr: 2000
Farbe: Schwrz
Km-Stand: 20000

Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

(7)
Der Süden des Gardasees unterscheidet sich darin, dass hier wirklich Italien ist. Wohin gegen der Norden noch eher einen südtiroler Flair hat. Hier im Süden auf einer Halbinsel gebettet liegt die mittelalterliche Stadt „Sirmione“! Ein Anlaufpunkt aller Reisender aller Nationen. Umgeben von einer alten Burgfestung tobt das Leben im Inneren dieser. Gute Restaurants mit einer ausgezeichneten Auswahl von Köstlichkeiten reihen sich an kleinen Buden mit vielen bunten Eisbehältern nebst dem Souveniergeschäft das handgemachte Keramiken verkauft. Mit nur einer Einwohnerzahl von knapp 7900 kann die Stadt sich sicherlich über einen Zuwachs in der Hochsaison von 100 wenn nicht sogar 200% freuen. Im nahen Umfeld sicher noch mehr. Unter ihrer Festungsmauer (Castello Scaligero) befinden sich Überreste der römischen Zeit, da dies ein Ferienort für wohlbetuchte Römer gewesen ist. Die Geschichte dieser Halbinsel lässt sich sogar bis in die Steinzeit zurück verfolgen, da Überreste von Pfahlbauten gefunden wurden die aus der jener stammten. Der ganze Ort ist eine Sehenswürdigkeit in sich. Hier geben sich Menschen aus allen Gesinnungen und Alters die Hand und verbringen eine schöne gemütliche Zeit zusammen. Einkaufen, Schlemmen oder einfach nur die engen Gassen entlangschlendern. Für jeden ist hier was geboten. Warum es uns hierher zieht? Das liegt ziemlich auf der Hand! Hier gibt es ein Getränk das weltweit seines Gleichen sucht! An einem grossen Platz ist die „Bar Italiana“ die mit ihren Cocktailgetränken durch viele Magazine und Reiseführern zu einem gewissen Ruhm gelangte. Wer mal diese Bar besucht fragt einfach nach dem Spezialgetränk „Aurora“ (welches sinnbildlich für die Morgenröte steht)! Das Rezept, so sagt der Wirt selber, wird seit langer Zeit geheim gehalten und wird nur mündlich von Generation zu Generation weiter getragen. Um ganz ehrlich zu sein, kann man die Mixtur schon herausschmecken. Aber der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Dennoch ist es uns bis dato noch nicht gelungen diesen Mixdrink, der in einem überdimensionalen Cognacglas serviert wird nachzuahmen. Schon allein die darin befindliche Menge lässt normalerweise einen Erstaunen, welches sicherlich den hohen Preis von damals 8 Euro (heute vermutlich 10 oder 12) verteidigt. Die rote Farbe erhält das alkoholhaltige Mixgetränk durch eine gesunde Menge an Aperol oder Vergleichbarem. Angereichert mit Prosecco und einigen weiteren Zutaten wird das Getränk mit frischen Erdbeeren in eben jenem überdiminsioniertem Cognacglas serviert. Garniert mit einem grossem Strohhalm und einem hübschen Plastiklöffel um die frischen Erdbeeren aus dem Glas zu fischen. Vielleicht liegt der Fehler in der Nachahmung des Cocktails an der Umgebung. Es ist einfach herrlich auf dieser Piazza zu sitzen und das Treiben der Menschen zu beobachten. Einheimische die ihre Einkäufe erledigen vermischen sich mit Touristen die mit so eben gekauften Luftmatrazen die Strassen entlang schlendern. Eine Familie die ihren Kindern ein kühles Gelati gekauft hat welches sie als würde es ihnen jemand wegnehmen wollen, und ungehindert der Eiseskälte der Speise, vertilgen. Das italienische Pärchen was umschlungen vor einem Antiquitätengeschäft steht um sich den ganzen Plunder mit erstaunten Augen anzusehen um dabei jedes Teil fachmännisch inspizieren. Das schöne dabei ist, man kann einfach genüsslich da sitzen und sich dieses Treiben ansehen ohne mit seiner Begleitung auch nur ein Wort reden zu müssen. Man ist einfach erschlagen von diesen ganzen Eindrücken dieses pulsierendem Ortes. Auch den Italienern scheint es Spass zu machen sich dieses Treiben anzusehen, und so ist die Bar stets gut besucht. Natürlich überall die berühmte „Aurora“ auf dem Tisch stehend.
„Aurora“ heisst ja bekanntlich „Sonnenaufgang“! Kam man aber in den Genuss eines solchen Getränkes, so meint man anschliessend eher, dass die Sonne unter geht. Zuerst wirkt sie sehr erfrischend und kühlend, da sich auch zwischen den kleinen umherplanschenden Erdbeeren noch kleine runde Eiswürfelchen dazu gesellen die lustig gegen das Cognacglas klimpern. Durch die Form des Glases wirkt dies wie ein Membran und so dauert es lange bis der Klang des Glases wieder verstummt. Ein tiefes „Gooonngg“ ist von allen Tischen um einen herum zu hören.
Den Lesern sei gewart: Die Wirkung der „Aurora“ tritt zumeist erst ein wenn man denkt, man schaffe noch eine Zweite. Dies ist schier unmöglich! Kaum hat man die Zweite auf dem Tisch stehen macht sich die Mixtur schlagartig bemerkbar. Vielleicht sollte der Wirt die „Aurora“ in „la Bomba“ umbenennen. Ein bischen kann man die Wirkung entgegenwirken indem man die dazu servierten Erdnüsse und Chips genüsslich mit vertilgt. Ab und an mischen sich natürlich mutige unter die Gäste die es dennoch probieren eine Zweite zu sich zu nehmen. Das Ende des Spiels findet dann zumeist eher unter dem Tisch statt. Ein kleiner Spaziergang durch die engen Gassen von Sirmione hilft dabei den Rausch wieder los zu werden. An vielen Ecken möge man denken, man befände sich in einem ganz anderen Land. Kleine Stände mit sprudelden Wasserfontänen auf denen ein kleiner roter Tischtennisball balanciert säumen die Strasse. Verkauft werden hier kleine Kokosnussecken die kühlend in einer Art Kinderplanschbecken schwimmen. Hier kann man auch ganze Kokosnüsse kaufen, die sogleich vom Verkäufer mit Löchern durchbohrt werden und ein kleiner Strohhalm hineingesteckt wird. So kann man an die köstliche Kokosmilch im Inneren gelangen und gemütlich durch die Strassen schlendernd ausschlürfen. Eine Art andere Welt in einer anderen Welt. Orientalische Einflüsse in italienischer Atmosphäre. Hier ist tatsächlich für jeden was geboten. In der Nacht verwandelt sich die historische Stadt in ein Mekka des Nachtlebens. Alles wird durch bunte Scheinwerfer angestrahlt und die Bars sind voll mit Leben. Die Italiener lieben das Nachtleben. So ist es bei ihnen Tradition erst später am Abend sich zum Abendessen zu begeben (so ca. 9 Uhr) um anschliessend eine der zahlreichen Bars aufzusuchen um sich den Genüssen von Cocktails und Long Drings hinzugeben. Um Mitternacht tauchen dann die ersten Himmelsscheinwerfer auf die den Weg zu den eben geöffneten „Discoteca“s weisen. Wie Ufos kreisen die in den Wolken reflektierenden Scheinwerfer über der Stadt. Fast schon ein unheimliches Bild. Für den Unwissenden sicher als unbekanntes Flugobjekt zu vermuten.
Alle haben sich aufs Feinste rausgeputz. Mode wird hier gross geschrieben.
Woran erkennt man in dem Getümmel die einheimischen Italiener? An ihrer guten Kleidung! Zahlreiche Geschäfte mit grossen Namen haben hier einen Sitz. Versace, Armani und Dolce Cabbana ist hier schon fast Pflicht. Kein Wunder, haben diese Firmen zum grossen Teil ihren Hauptsitz im nicht weit entfernten Mailand. Hier kann man zum Winterschluss- oder Sommerschlussverkauf wirklich gute Schnäppchen machen und kann sich ohne jeden Euro umdrehen zu müssen mit Originalware der besagten Modelabels eindecken. Fast schon zu Preisen wo man vermuten könne es handle sich um eine Kopie des Originals. Dies ist aber nur manchmal auf den Wochenmärkten sichtbar bei Modemarkten wie „Boss“ oder „Adidas“! An den Ständen die zumeist mit grossen Marktschirmen überspannt sind hängen Kopien von bekannten Modefirmen, welches aber aus EU-rechtlichen Gründen immer mehr abnimmt. So kann man sich auch hier fast sicher sein dass man in Zukunft ausschliesslich Originalware erhält. Aber sicher kann man sein, dass wenn man sich einen Adidas-Jogginganzug kauft und den für ca. 15 Euro erhält es sich nicht um ein Original handelt. Mit dem Bewusstsein im Kopf lassen sich hier auch günstige Einkäufe für zu Hause tätigen. Irgendwie erwecken diese Märkte auch den Eindruck man befände sich auf einen orientalischen Bazar (vielleicht liegt das daran, dass ich zum Zeitpunkt dieser Zeilen mich in der Türkei befinde! Ja es ist tatsächlich merkwürdig, dass ich in ein anderes Land fahren muss um über ein anderes Land zu schreiben. Aber nur so kann man die Erinnerungen und Eindrücke dieses Landes wieder gut aus dem Gedächtnis abrufen. Klar vermischen sich auch mal die Eindrücke zweier Länder und so entstehen Assoziationen die man auf das zu beschreibende Land projizieren kann).
Weiter geht es in Richtung des direkt am See gelegenen Desenzano del Garda. Eine ebenso wie Sirmione pulsierende Stadt die (ausser Sirmione) ihres Gleichen sucht. In der venezianischen Blütezeit des Ortes war Desenzano Hauptstadt des Handels. So konnte man zu dieser Zeit hier Waren kaufen oder tauschen, die aus den umliegenden Tälern wie z.B. Sabbia und Trompia stammten. Besonders war das Getreide sehr beliebt! Auch heute findet jede Woche an genau jener historischen Stelle der örtliche Wochenmarkt statt. Der Markt zieht sich vom alten historischen Hafen, welcher früher als Anlegestelle der Lastschiffe diente, die den Markt belieferten, bis hin zum neuen Hafen wo heute die Passagierschiffe und Freccias ablegen um alle Küstenorte des Gardasees anzulaufen. Auch ist natürlich Desenzano eine Metropole des Nachtlebens und so „pilgern“ die Italiener jeden Freitag und Samstag nach Desenzano um die zahlreichen Diskos zu besuchen, wobei sich eine Disko in der nähe des Ortes viele Jahre als die grösste Disko Europas bezeichnen durfte. Damals noch mit dem wohlklingenden Namen „Genux“ (so heisst sie vermutlich auch heute noch) gekleidet hatte die Disko ein riesiges Vergnügungsareal mit zahlreichen Bars und kleinen Buden wo sich die Tanzwütigen wieder ihrem Körper die verlohrengegangenen Kalorien verabreichen konnten. Mit vielen schön gepflegten Parkanlagen war es keine Überraschung wenn man sich auf eine kleine Bank setzen wollte und ein verliebtes Pärchen erschrocken hinter dem Gebüsch aufspringt und davon läuft. Irgendwie hatte man nicht den Eindruck sich in einer Disko zu befinden sondern im Paradies. Hohe Palmen schaukeln im Wind und werden von farbigen Strahlern von unten her beleuchtet so dass sie nicht nur in ihrem natürlichen Grün erstrahlten sondern in allen erdenklichen Farben die nach einem kurzen Zeitabschnitt wieder in eine andere Farbe wechselte. Das ganze Gelände ist durchzogen mit Brunnen und Flüsschen die eine künstliche Idylle zu schaffen scheinen. Hier wollten wohl die Erbauer dieser Anlage eine Art „Garten Eden“ des Nachtlebens schaffen für einen Kurzurlaub der Sinne. Bekannte internationale DJs gaben sich hier früher gegenseitig die Platten in die Hand. Riesige Tanzflächen mit hunderten hüpfender Besucher wurden mit Blitzlichtanlagen und wild kreisenden Diskoscheinwerfern angeleuchtet und Nebelschwaden aus Trockeneis hüllten das Areal ein so als würde man einen harten Kontrast zu den edenhaften Gartenanlagen schaffen und somit ein künstliches Inferno herstellen. Der Wechsel zwischen Himmel und Hölle. Wie verlohrene Seelen im Feuer pulsierte die gesamte Tanzfläche zu dem Takt den der DJ dieser Hölle vorgab. Schweisstreibend!
Aber natürlich konnte man in Desenzano in romantischen kleinen Winkeln der Stadt einfach einen gemütlichen Café trinken. Die zahlreichen kleinen Strassencafes haben zu meist bis spät in die Nacht geöffnet und versuchten dem Gewummer der umliegenden Musikkneipen mit beruhigenderer italienischer Musik entgegen zu wirken. Mal erfolgreich, aber zumeist eher erfolglos da die Bassröhren der Diskos die Schallgrenze einfach überschritten. Ungeachtet dessen kann man sich dennoch wieder dem Beobachten des Lebens widmen.
Hierfür ist Italien bekannt! Nicht nur die Gastfreundschaft sondern auch das zusammen Zeit verbringen ist hier sehr wichtig. Jedermann ist jedermanns Freund. Und zu später Stunde geht wieder jeder seinen eigenen Weg. Kurzzeitbekanntschaften eben. Aber eine wunderschöne Erfahrung die man in seinem Erinnerungsschatz sicherlich lange aufbewahren wird.
Benutzeravatar
ramses_pyramid
Beiträge: 112
Registriert: Sonntag 25. Oktober 2009, 10:57
Vorname: Florian
Ort: Marktoberdorf
Hast du eine Ape: ja
Ape Model: ZAP
Baujahr: 2000
Farbe: Schwrz
Km-Stand: 20000

Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

Unser Ziel dieser Abenteueretappe war natürlich mein alter Zweitheimatort Manerba del Garda wo wir früher unsere Wohnung besassen. Hier hatte noch ein guter Freund seine Wohnung den wir gerne zwei Tage besuchen wollten um alte Erinnerungen aufzufrischen. Er besasst zu dem Zeitpunkt eine wesentlich grössere Wohnung (Bungalow) als wir, so dass wir bei Ankunft auch das Gästezimmer in Anspruch nehmen konnten. Also kein Zeltaufbau! Gottseidank! So spare ich mir wenigstens für 48 Stunden die Strapaze des Aufbaus. Verwundert über unser Erscheinen mit den eher örtlich auftretenden Fahrzeugen war unser alter Hausmeister der uns dennoch sehr freundlich aber ziemlich überrascht begrüsste. Ungläubig schlich er um unsere Api herum und begutachtete die Fahrzeuge so als hätte er in seinem ganzen Leben noch nie eine Ape gesehen. „Pazzo!“ stiess er nur laut aus, was so viel heisst wie „verrückt“! Das war nicht das erste mal, dass uns so jemand bezeichnete. Mit einem langen „Si“ antwortete ich. Stilles Schweigen machte sich breit! Ja das war tatsächlich schon eine Leistung! Endlich an dem Zielort unserer Reise angekommen. Irgendwie fand ich den Gedanken sehr schade, dass es im Prinzip von nun an nur noch heimwärts geht. Hier am Scheitelpunkt des Gardasees immer Richtung Norden. Aber diesen Gedanken verdrängte ich in der restlichen Zeit die uns verbleiben würde. Auch das was uns noch vor uns liegen würde, nämlich wieder eine Überquerung der Alpen und deren Pässe. Ein absoluter Horrorgedanke! Schon allein die Vorstellung lässt einem das Adrenalin wieder in den Hals schiessen. Die Anspannung, die Aufregung und die Erleichterung wenn man alles ohne weiterer Zwischenfälle geschafft hat. Zu Hause angekommen kann man sich dann endgültig gegenseitig auf die Schulter klopfen für die Leistung die man vollbracht hat. Irgendwie fühlt man sich wie ein Pionier! So muss sich Charles Lindbergh bei seiner Atlantiküberquerung von New York nach Paris gefühlt haben als er ankam. Nur mit dem Unterschied, dass er die gleiche Strecke nicht noch einmal für seine Rückkehr bewältigen musste. Klar waren wir nicht die ersten, die eine Alpenüberquerung vollzogen haben, aber es gab und gibt immer noch nicht sehr viele die so verrückt gewesen sind sich in einem Minifahrzeug zu setzten das auch noch total untermotorisiert ist und alles andere als tauglich für diese Tour zu bezeichnen ist. Schon erstaunlich was so wenige PS doch erreichen können. Ein kleiner Zweitaktmotor der unaufhörlich unter der Pritsche einer kleinen Blechkarosserie sein Werk verrichtet. Kilometer für Kilometer. Aber noch hatten wir ja den Rückweg vor uns. Hunderte und Tausende von Höhenmeter zu überwinden um dann wieder laut kreischend in die Täler zu brettern um das gleiche sofort im Anschluss zu wiederholen.
Wir verbrachten wirklich zwei wunderschöne Tage in dem doch sehr komfortablen Bungalow unseres Bekannten Jürgen. Selbstredent liessen wir gar nichts aus. Vornehmlich natürlich wieder die italienische Küche mit all ihren abwechslungsreichen Facetten. Die Literzahl pro Person an Rotwein vermag ich gar nicht zu schätzen. Der Gardasee ist nämlich wirklich ein sehr abwechslungsreiches Weinland. Vom schönen trockenen und fruchtigen bis hin zum kräftigen im Bariquefass gelagernden Rotwein. Klar, dass wir es uns nicht entgehen liessen einen kleinen Zwischenausflug in das Weindorf „Monzambano“ (Lombardei) zu unternehmen. Die Strecke führte wieder in die Gegenrichtung in Richtung Sirmione und Pesciera um einen kleinen Rechtsabstecher nach besagtem Monzambano über holprige Schotterstrassen die unsere Gefährte in einem leichten Grau umfärbten, vom Staub verursacht. Diesmal sollten unsere Api als „Weintransporter“ dienen, da wir den Auftrag unseres Bekannten hatten ein paar Kartons des trockenen „Cornalino Rosso“ zu laden und wieder zurück zu dem Bungalow zu bringen. Ein paar Kisten geladen machte sich das Gewicht in der weiteren Fahrweise der Ape sehr bemerkbar. Behäbig legte sie sich in jeder Kurve in die Federn. Aus diesem Grunde fuhren wir mit unserer kostbaren Fracht sehr vorsichtig zurück, vorbei an staunenden Weinbauern die uns freundlich grüssten. Wieder zurück in Manerba del Garda angelangt verkosteten wir den köstlichen Rotwein um das Ende unseres Aufenthaltes zu zelebrieren. Morgen würde es wieder losgehen um den Rückweg anzutreten. Geplant war die Route über die Westküste des Gardasees entlang der Gardesana, eben jene Strasse die durch nie enden wollenden Tunneln führt gespickt mit spitz in den Himmel ragenden Zypressenbäumen die sehr an die Toskana erinnerten. Rechts der Abgrund hinunter in den Gardasee, rechts eine Felswand die wie ein Dosenöffner wirken würde, würde man Bekanntschaft mit dieser Wand machen. Hier ist die Station der meisten Windsurfer! In kleinen Parkbuchten parken Autos mit Dachgepäckträgern und ihren schnittigen Boards um damit Herr über Wind und Welle zu werden. Ich möchte nicht wissen wie viele Unfälle hier schon alleine beim Herabsteigen der Felsenklippe passiert sind, beachtet man dass die Surfer da ja mit Sack und Pack die Felswand runterklettern müssen. Das wär schon der erste Grund warum ich mir diese Tortur nie und nimmer antun würde. Aber die Leute hier schienen bereits eine gewisse Übung in den Praktiken des Felsenkletterns mit sich zu bringen. Früher war ich auch so ein Surfer! Aber ich bin zumeist nur im Süden bei eher „ruhigeren“ Winden gefahren obwohl ich stolzer Besitzer eines „Cobra“-Sinkers gewesen bin. Das ist ein Surfbrett was eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes bei nichtvorhandenem Wind einfach sinkt. Fängt das Surfsegel den Wind ein, schlupft man in die Schlaufen des Boards und wird mitsamt dem Segel aus dem Wasser gehoben. Bekommt das Board dann die richtige Geschwindigkeit hebt es sich selber unter der Wasseroberfläche empor und beginnt das Gleiten. Naja! Meine Surfkarriere darf man ruhig als „kurzzeitig“ bezeichnen. Aber meine Bewunderung haben diese waghalsigen Sportler gewiss.
Unser Ziel war wieder der Campingplatz in Bozen wo unser Abenteuer kurzfristig unterbrochen wurde. Wir wollten noch ein mal an diesen Ort zurück um auch den vielleicht dort noch befindlichen Zeitzeugen wieder zu berichten dass wir uns nun auf der Rückfahrt befanden. Selbstverständlich erkannten die Pächter des Platzes uns sofort wieder und quetschten uns regelrecht aus wie es uns so ergangen ist. Auch hier hatten wir vor nochmals 2 Nächte zu bleiben um einfach ein bischen auszuspannen. Nach meinem üblichen Zweikampf mit dem Zelt setzten wir uns dann an dem Campingplatz eigenen Swimmingpool und gönnten uns tatsächlich ein absolut touristisches, eiskühles Weissbier aus dem Hause „Erdinger Brauerei“! Am Abend entschieden wir uns dann in das nächste Dorf zu marschieren um dort an einem kleinen Weinfest teilzunehmen. Dabei musste man ein sogenanntes „Clubmitglied“ sein, von einem Club wo ich nicht mal mehr weiss was es war. Aber ich meine mich erinnern zu können, dass es ein Botanikerclub war. Nennen wir sie einfach „Pflanzenfreunde Bozen“ oder so halt. So wurden wir kurzerhand nach einer kleinen Zahlung von jeweils 5 Euro zu Clubmitgliedern und konnten den Abend Essen und Trinken was wir wollten. Mein Stolz nun Mitglied in einem Pflanzenverein zu sein hielt sich währenddessen aber in Grenzen. Ich hatte mit Pflanzen absolut überhaupt nichts am Hut. Ich muss schon froh sein, wenn ein kleiner Kaktus bei mir nicht verreckt, den man eigentlich nur alle Jubeljahre ein tröpfchen Wasser verabreichern muss. Mein „Grüner Daumen“ ist wohl eher Schwarz. Egal! Der Abend auf alle Fälle unter (räusper) Gleichgesinnten war sehr interessant, bis auf dass der Wein eigentlich quasi nicht geniessbar war. Und das auf einem rennomiertem Weingut (wie wir uns haben sagen lassen). Bekanntlich sind die Geschmäcker ja verschieden, aber vielleicht lässt sich der mässige Geschmack mit der Menge die man zu sich nimmt korrigieren........ Lieber Leser! An dieser Stelle muss ich meine weitere Schilderung leider kurzzeitig unterbrechen und einige Punkte überspringen, da ich über die weiteren Stunden im Club der „Pflanzenheinis“ keine Erinnerung aufweisen kann. Ich bitte dies höflichst zu entschuldigen und hoffe auf das Verständnis meiner lieben Leser!
Der nächste Tag war irgendwie ziemlich im Eimer! Aber gottseidank hatte ich noch einen Tag Schonzeit bis wir unsere Fahrt fortsetzen wollten.
Antworten