Ape - Ein Onlineroman

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ramses_pyramid
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Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

Hier noch die abendliche Lektüre vor dem Bett gehen für heute. Ihr habt schon immerhin 14 volle Seiten von dem Dingsbums hier geniessen dürfen! Hoffe noch dass es Euch gefällt, da ich gerne noch weiter schreiben würde! Feedback ist immer erwünscht!
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Ape 1 - Das (Ape)nteuer beginnt

Geplant war das ganze eigentlich nur als „Showfahrzeug“ für meine Firma. Als Werbeträger oder als „Hach ist das süss“-Effekt. Ich stellte mir vor auf diversen Messen einen eigenen Stand zu haben und dieses dreirädrige Fahrzeug einfach nur als Eyecatcher hinzustellen. Warum weiss ich eigentlich bis heute nicht, da es nicht einmal etwas mit meiner Branche zu tun hatte. Aber auch grosse Firmen stellten sich irgendetwas Extravagantes auf den Stand wie z.B. eine Kopie des Michael-Schumacher-Ferraris oder so etwas Ähnliches. Auch wenn die Firma weder Motoren herstellt, noch Fahrzeuge vertreibt oder überhaupt in der Formel 1 tätig ist oder etwas damit zu tun hat. Noch ein paar Boxengirls daneben und die Show ist perfekt. Hauptsache man hatte eine Attraktion am Stand egal was man auf den Veranstaltungen repräsentiert. Und ich wollte halt ein italienisches Dreirad. Vielleicht konnte man Kataloge in den Kasten legen wo sich die Besucher bedienen konnten....oder eine Kaffeemaschine um die Kunden mit koffeinhaltigen Getränken zu versorgen. Aber ich denke, weit in meinen Gedanken war ich von solchen Plänen doch weit ab von der Realität. Ich glaube bis heute einfach, dass ich dieses Fahrzeug mein Eigen nennen wollte. Doch also nur die Erfüllung des Wunsches eines Kindes.
Ich musste eigentlich in dem besagten Biergarten gar nicht mehr viel mit meinem Vater reden, da ich schon an seinen Augen erkennen konnte, dass die Sache beim Aufschlagen dieser Zeitung bereits entschieden war. Manchmal war mein Vater genauso kindisch wie ich. Wir liebten es uns über Sachen Gedanken zu machen und zu diskutieren, die einfach fernab von jeglicher Realiät waren. Teilweise einfach ohne Sinn und Verstand. Aber der Plan sich solch ein Fahrzeug zu zulegen schien schon fast ans Surreale zu grenzen. Aber da ich ein grosser Fan von Surrealismus bin war für mich die Sache gegessen.
„Ich ruf da jetzt an!“ sagte mein Vater zu mir. Für mich war dieser Satz eigentlich nicht überraschen, nur vermag es andere überraschen, da vorher überhaupt kein Gespräch zwischen mir und ihm stattgefunden hat. Also las mir mein Vater wohl auch von den Augen, dass für mich die Entscheidung auch schon gefallen war. Vater und Sohn halt eben. Da braucht man nicht viel reden.
Ich glaub mein Vater war ein bischen nervös als er die Nummer wählte. Vielleicht freute er sich einfach auch nur auf dieses kleine „Abenteuer“. Ein bischen italienischen Flair in unser Leben zu bekommen. Ein bischen Freiheit zu geniessen. Oder einfach nur total verrückt zu sein. Damals waren Handys noch eine recht neue Erfindung. Jeder hatte es zwar irgendwie schon, vermied es aber damit zu telefonieren, da man quasi nach jedem Telefonat einen neuen Kredit bei der Bank hätte aufnehmen müssen um die Kosten zu decken die dieses Gerät verursachte. Aber insgeheim wusste man, dass jeder Zweite bereits eines in der Tasche trug. Nur keiner wollte es zu dem damaligen Zeitpunkt preisgeben. Aber an diesem Tag war kein Gedanke ans Sparen. Egal wie lange das Telefonat dauern würde. 
Mein Vater wählte die in der Anzeige aufgelistete Nummer und es schien auch prompt jemand auf der Gegenseite das Gespräch anzunehmen.
Ich hörte meinen Vater sagen: „Hallo mein Name ist Klaus Wimmer und wir interessieren uns für so ein italienisches Dreirad...dem Ääiip!“ Die Stimme auf der anderen Seite der Leitung schien auch sogleich meinen Vater zu korrigieren, denn er verbesserte den Namen zu „Ape“! Nach weiteren Fachsimpeleien und verbalen Ausstossungen wie „Aha“ und „Oho“ schlich sich auch mal ein „Interessant“ ein wie auch ein „Klingt gut!“. Aus diesen Fragmenten konnte ich mir jedoch keinen Zusammenhang ausmalen. So wurde ich von Minute zu Minute nervöser. Die Stimme meines Vaters war in seinen kurzen Worten eher monoton, so konnte ich mir auch nicht vorstellen ob es jetzt ein gutes Zeichen war oder eher negativ. War dieser Traum vielleicht schneller beendet bevor er überhaupt angefangen hat? Nach einer halben Ewigkeit, ich denke es waren so 2 Minuten, war das Gespräch beendet und mein Vater verabschiedete sich mit: „Vielen Dank. Also bis dann!“

„Also bis dann!“ wann sagt man diesen Satz? Um jemanden zu vertrösten, dass die Wahrscheinlichkeit bestünde doch irgendwie und irgendwann ins Geschäft zu kommen um es dann doch nicht zu tun? Oder vielleicht überlegt man sich es so lange bis man die Überlegung einfach vergisst? Jemanden irgendwie in der Warteschleife hängen zu lassen? Oder meint man wirklich „bis dann“ wie „bis später“ oder „bis gleich“ oder so um diese Person dann wirklich „dann“ zu treffen? Die Spannung in mir war zum zerreissen. Mein Vater drückte den Knopf zum auflegen und faltete die Zeitung gelassen wieder zusammen. Um die Nervosität in mir zu lockern nahm ich einen tiefen Schluck aus meinen Biermasskrug während mir mein Vater sagte: „Wir fahren jetzt dann gleich nach Penzberg und schauen uns eine APE an!“. Er hätte sich wirklich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können, da sich in dem Moment meine Kehle zuschnürte und mir das Bier beinahe aus den Ohren wieder raus sprudelte. In dieser Situation wusse ich nicht, ob ich jetzt mit kindlicher Euphorie reagieren soll oder geschäftsmännischem, professionellem Interesse. Ich hatte ja insgeheim vor das Fahrzeug „geschäftlich“ einzusetzen und nicht damit rumzurutschen wie ein Kind mit seinem Bobbycar, dass es zu Weihnachten geschenkt bekommen hat. Aber genau dass wollte ich eigentlich tun. Ich entschied mich für einen gesunden Mittelschnitt. Ich neige eh dazu mich schon über Sachen riesig zu freuen, bevor sie überhaupt Realität werden. So als würden sie bereits mir gehörten. Aber zumeist erlebt man in solchen Situationen anschliessend nur Enttäuschungen. Also sah ich diesen „Termin“ professionell mit einem Spritzer kindlicher Euphorie entgegen.
Das witzige war, dass wir anschliessend versuchten unsere Vorfreude mit Gesprächen über den geschäftlichen Einsatz dieses für uns sonst „völlig unnützen“ Fahrzeuges zu übertünchen. Aber jeder wusste von dem anderen, dass er einfach dieses Fahrzeug haben wollte und einfach damit rumfahren wollte, wie eben ein Kind mit seinem Bobbycar. Das war unausgesprochener Fakt.

Als Freischaffender mit einem eigenen Geschäft hatte ich zur damaligen Zeit noch das Privileg nicht noch auf den Feierabend um 18 Uhr warten zu müssen, sondern einfach die Entscheidung zu treffen den Tag vorzeitig zu beenden. Ich hätte die Spannung auch nicht länger aushalten können um ganz ehrlich zu sein. Ich bin ja wirklich kein ungeduldiger Mensch, aber warum muss es in den Münchener Biergärten auch so grosse Biergläser geben die einfach nicht leer werden wollen. Warum müssen die denn ausgerechnet jetzt auf meinen Brotzeitteller so viel Wurst und Käse legen. Warum haben wir denn das Auto so weit weg geparkt? Das hält alles nur auf und mich von meinem Ziel fern.
Nach weiteren 5 Minuten nach dem verhängnisvollem Telefonat, gefühlt waren es bestimmt 10 Stunden, waren wir endlich soweit uns auf den Weg zu unserem Termin zu begeben. Zum Rollershop in Penzberg!

Die Fahrt dauert eigentlich von München aus auch nur so 30 Minuten. Aber diese Fahrt war einfach unendlich und erinnerte mich genauso an die Vorfreude die ich immer wieder erleben durfte, wenn wir zu unserer Wohnung am Gardasee gefahren sind. Anstatt andauernd zu fragen: „Wann kommen denn die Tunnels?“ hätte ich minütlich meinen Vater fragen wollen wann wir endlich in Penzberg sind. Aber ich bin ja ein seriöser, erwachsener Geschäftsmann und braver Sohn, der sich das nicht anmerken lässt. Am liebsten hätte ich mit dem Fingernägelkauen angefangen. So ungeduldig war ich.
Dann kam endlich nach einer halben Ewigkeit das Ortsschild „Penzberg“! ZIEL!
So nah kann doch ein Stück Italien sein. Um das Fahrzeug unseres Brötchenlieferanten am Gardasee zu sehen mussten wir immer 400 km mit dem Auto fahren. Und jetzt mussten wir nur 30 Minuten fahren um das Gardaseefeeling in meinem Herzen hervorzurufen. Wir fuhren an einer Tankstelle vorbei und da stand sie. Einfach so, als wäre sie schon immer da gestanden. Integriert in die Szenerie einer oberbayerische Häuser- und Strassenkultur in Mitten von Penzberg stand eine italienische Ape. So „neu“ hatte ich noch nie eine gesehen, obwohl es der Werbeträger des penzberger Rollershops war der sicher schon eine Weile an dem Strassenrand stand. Keine Beulen, kein Rost und keine Kratzer. Die Rolls-Royce-Version einer Ape. Ein kleiner Pfeil auf der Ape wies in die Richtung wo es wohl zu dem Shop ging. Wir bogen links ab und folgten der Anweisung des „Pipi-Autos“ wo ich kaum meinen Augen trauen konnte. Wo meine Augen hinblickten standen lauter Geschwister des kleinen Fahrzeugs das wir vorne auf der penzberger Hauptstrasse gesehen hatten. In allen Farben: Rot, Weiss, Blau, Schwarz! Mit Kasten, ohne Kasten, ohne Kasten und mit Überrollbügel als Crossversion..usw. Wenn es einen Apehimmel gibt, dann war er sicher hier, zumindest war das vorstellbar. Und irgendwo dazwischen musste „Sie“ sein! Unsere erste Ape!
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koppi
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Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von koppi »

Köstlich 98798


Wann gehts weiter 988 .
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ramses_pyramid
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Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

Kümmt kümmt! Bin schon fleissig wieder am tippeln! Kapitel fast fertig!
Boandlkramer
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Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von Boandlkramer »

Servus,

Ich bräuchte bitte meine Gute Nacht lektüre.

Die ist so schön zu lesen.

Danke Christian
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ramses_pyramid
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Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

Bitteschön! Wunsch erfüllt!
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Soooo...weiter gehts! Seid tapfer...es kommt ein langes Kapitel!
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First Contact - Der erste Kontakt

Ich glaube man muss schon wirklich spinnen um nach einem nur halb durchgeführten Arbeitstag und einer Mass Bier in einem Münchener Biergarten nichtsahnend was eigentlich der Abend noch bringen wird nun hier zu stehen und in einem Rollerladen über die Farbe und Ausstattung eines italienischen Dreirades zu diskutieren, welches ich nur aus meiner zweiten italienischen Heimat kannte.

Aber ich tat es, zusammen mit meinem Vater. Das ging alles so schnell. Mir wuselten tausend Gedanken durch den Kopf: „Farbe...Farbe...hmm welche Farbe?“. Ich hatte ja schliesslich vorher keine einzige Sekunde Zeit mir über so etwas Gedanken zu machen. Eigentlich habe ich in meinem Beruf als Mediengestalter gelernt welches Zusammenspiel welcher Farben welche Wirkung haben und erzielen sollen. Aber in diesem Moment war mein gesamtes Knowhow über den Haufen geworfen. Branchenspezifische Fachbegriffe wie „Corporate Design“ oder „Corporate Identity“ waren auf einmal aus meinem Gedächtnis gelöscht. „Schwarz! Ja schwarz ist gut mit roter Schrift!“ Ein geistesgegenwärtiger Designer hätte jetzt gesagt, dass das die Farben des Teufels sind oder der Depression. Der Verkäufer sagte...“Schwarze sind leider alle schon verkauft, weil sehr selten!“ Na toll! Okay weiter grübeln. Irgendwann schien mein Hirn dann doch wieder zu funktionieren und ich erinnerte mich, dass meine Firmenfarben Weiss und Blau waren. Ich stammelte „Weiss“ raus! „Weiss hamma da!“ antwortete der sehr freundliche Verkäufer, der sich hinter seiner mit Riffelblech verkleideten Theke Notizen zu machen schien. Irgendein Kunde, der sich wohl Ersatzteile für seinen Plastikroller beschaffen wollte fragte meinen Vater währenddessen „So ein Fahrzeug wollt Ihr Euch kaufen? ...Oha!“ und deutete auf eine Ape Kastenversion, die sich in dem Showroom befand. Jetzt werden wir auch noch belauscht! Super!

Irgendwie war mir das für 1 oder 2 Sekunden peinlich. Aber dieses Gefühl verging genauso rasch wie es gekommen war. Die ganzen Fachbegriffe die mir der nette Herr hinter der Theke an den Kopf schleuderte klangen zu dem damaligen Zeitpunkt wie Chinesisch für mich. Begriffe wie „Zweitakter“ und „50 Kubikzentimeter“ waren völlige Fremdworte in meinem Wortschatz. Das wurde wohl auch von diesem Experten bemerkt, der mir diese Fakten und Daten dennoch weiter und unaufhörlich in mein Trommelfell hämmerte. Vielleicht freute er sich auch ganz einfach einen guten Zuhörer zu bekommen, der von Nichts eine Ahnung hatte. Und wenn dieses Fahrzeug meiner Träume mit Atomkraft gelaufen wäre oder gar einfach mit einem Hamsterrad betriebenen Motor, ich hätte es dennoch genommen. Mein Vater stiess nur wieder seine verbalen Fragmente aus wie „Oh“ und „Schön“ und „Aha...Fein Fein!“. Damals dachte ich, dass mein Vater das verstand was dieser Verkäufer vor sich hin blubberte. Heute weiss ich, dass er davon genauso wenig verstand wie ich.
Gottseidank kam es mal irgendwann zu der Diskussion um den Preis. Überraschenderweise diskutierte aber der Verkäufer über den Preis mit sich selber ohne, dass wir grossartig was dazu hätten beitragen müssen. Nix mit feilschen oder handeln! „Aaalllsoo!“ So begann er! Natürlich habe ich in meinem Studium und Job auch Linguistik ein wenig gelernt! Und immer wenn jemand mit „Also“ anfängt ist das eigentlich kein sonderlich gutes Zeichen. Kombiniert man das Ganze mit „Eigentlich“ kommt der kurze Satzanfang von „ Aaalllsoo....Eigentlich...!“ Welches dann in dieser Kombination sich aber wieder eher zum Positiven entwickelt! „Eigentlich“ ist immer ein Wort für etwas was eigentlich gar nicht sein kann oder ist. Und das ist Gut! Er weicht sozusagen von dem Plan schon im Vorfeld ab, den er eigentlich verkaufsmännischer Weise durchziehen hätte müssen. Das ist ja sozusagen schon gleich wie auf einem orientalischen Bazar wo dir der Verkäufer gleich ein zweites paar originale (Räusper) Armani-Jeans mitgibt ohne dass du mit ihm das verhandeln begonnen hast. Jackpot!

Den Preis was das Fahrzeug normalerweise kosten würde, müssten wir also gar nicht bezahlen? „Aaalllsoo eigentlich kostet die Ape *sozundsoviel*, aber sie bekommen sie für *soundsoviel*!“ Um ganz ehrlich zu sein, ich hab da nicht wirklich zugehört. Er hätte auch sagen können: „Aaalllsoo eigentlich kostet die Ape Zwanzigtausend, aber sie bekommen sie für Neunzehntausendneunhundertneunundneunzig!“ Ich hätte in jedem Fall mit „das ist fair!“ geantwortet. Schneller als mein Hirn wieder schalten und walten konnte hatten wir einen Vorvertrag vor uns liegen, den ich auch unterzeichnete. „Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Fahrzeug!“ sagte der Verkäufer. „Wir machen Ihr Fahrzeug soweit klar und regeln das mit der Versicherung und Sie können es dann in einer Woche abholen!“

Jetzt war ich Eigentümer eines Fahrzeugs, welches ich noch überhaupt nicht gesehen hatte oder berührt habe. Irgendwo auf dem Hof dieses Händlers stand meine Ape! Meine allererste Ape! Und ich musste jetzt noch eine Woche auf meine erste Jungfernfahrt mit diesem italienischen Dreirad warten. 

Eine Woche! Bestehend aus 7 Tagen a´ 24 Stunden. Das ist für eine Vorfreude eine wirklich lange Zeit. Eine Zeit des unkonzentriert sein. Die Nächte mehr oder weniger schlaflos. Ich hab zwar dieses Fahrzeug jetzt mal gesehen, Betonung auf „mal“! Aber eine Vorstellung darüber hatte ich wirklich nicht, wie es sich fahren und verhalten wird. Werde ich damit Spass haben? War es ein sinnvoller Kauf oder nur verschwendetes Geld? Werd ich damit ausgelacht? Viele Gedanken kommen einem so im Laufe einer Woche. Aber auch eine Woche der Ideen! Viele Ideen! Aber die meisten eigentlich genauso sinnlos wie mein Plan dieses Fahrzeug effektiv als Werbefahrzeug einzusetzen.
Und dann kam auf einmal der Tag! Es klingelte das Telefon und uns wurde mitgeteilt, dass wir unsere Ape abholen könnten. Das liessen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Also ab ins Auto und Richtung Penzberg unser Spielzeug abholen.
Wieder an der kleinen schnuggeligen Ape vorbei, die wie ein Wachmann an der Hauptstrasse von Penzberg stand in den Innenhof vom Rollershop wo seine Geschwister und natürlich auch unsere Ape zur Abholung bereitstand. Kurz noch ein paar Formalitäten geklärt und schon war ich soweit unser neues „Fahrzeug“ von Penzberg bis nach Herrsching (am Ammersee) nach Hause zu führen. Das ist immerhin eine abenteuerliche Distanz von 30 Kilometern. Ein gewagtes Unternehmen für jemanden, der mit so etwas noch nie in seinem ganzen Leben wirklich gefahren ist.
Und dann stand ich auf einmal vor ihr! Meine Ape! In einem strahlenden Weiss! Gleissend in der Mittagssonne! Makellos und schön! Wobei ja „Schönheit“ ein sehr dehnbarer Begriff ist. Aber für mich war sie es! Mein Kindheitswunsch der zur materiellen Realität geworden ist. Wie als hätte man sich von einer Glücksfee etwas gewünscht und im nächsten Moment hat sie den Wunsch erfüllt. Da braucht es nicht mal 3 Wünsche, sondern nur den einen um ein glücklicher Mensch zu sein oder zu werden.
Man nehme etwas Blech was man zusammendengelt, dann ein wenig Plastik und verbaue das im Inneren des Blechs und verpasst dem Ganzen drei Räder! Voila...man hat eine Ape. Klingt einfach, ...isses auch! Aber lässt jedem der dieses Fahrzeug sieht, sofort in Erinnerungen von Italien und Urlaub schwelgen und entlockt selbst dem griesgrämigsten Menschen ein Lächeln herraus.
Ich glaube jeder, der jemals in Italien gewesen ist hat seine eigene Ape-Geschichte zu erzählen. Jeder ist schon einmal in Südtirol, in den Abruzzen oder im südlichen Sizilien durch italienische Dörfer gegondelt und ist bestimmt auf eine Ape getroffen die schwerst beladen aber mit voller Kraft vorraus um eine Kurve gedonnert ist, so dass man gedacht hat dass dieses komische Gefährt gleich im nächsten Strassengraben landen würde. Aber die Piloten haben ihr Fahrzeug ständig im Griff und meistern alle Hürden und Hindernisse mit Bravur. Und das Fahrzeug namens „Ape“ scheint auch noch Spass dabei zu haben.
Deswegen ist es wohl das Vehikel, dass am meisten mit Italien und italienischer Lebensphilosophie assoziiert wird. Dieses Stück Blech ist schliesslich mit der italienischen Geschichte genauso verschmolzen wie Pizza, Pasta und Ferrari. Versucht man etwas „typisch“ italienisch in Bild darzustellen, so wird eine Vespa oder eine Ape in die Szenerie integriert. Beides zusammen ist wohl das Idealbild von Italien. Ein paar Zypressen noch in den Hintergrund und eine Flasche Rotwein = Italien! Italienischer geht es nicht!
Und jetzt kann man dieses italienische Gefühl sich nach Hause holen. Italien zum kaufen sozusagen!
Jeder Ort an dem man mit der Ape aufkreuzt wird kurzfristig zu einem Territorium der italienischen Lebensart. Fährt man mit der Ape in einen bayerischen Biergarten verspüren die Leute mehr oder weniger ihr Gelüst auf Bier aufzugeben und eher zu einem schönen Glas „Chianti“ zu greifen und den „Schweinsbraten“ gegen „Antipasti“ einzutauschen. Fragt man einen Reisenden, der gerade aus Italien zurückgekehrt ist, seine Eindrücke in 5 Sekunden zu erläutern sagt er bestimmt: Das Essen (logisch an erster Stelle), der Vino (eh klar, dass das an zweiter Stelle kommt...lässt sich auch mit Punkt eins wahlweise vertauschen), traumhafte Landschaft, Kultur, Menschen, Geschichte, Vespa, Ape und Ferrari (Ape kommt klar vor Ferrari). Dies schildert wohl auch wirklich das Idealbild von Italien. Ein Land das den Eindruck erweckt einfach perfekt zu sein. Wo man die Zeit einfach etwas langsamer vergehen lassen kann und selbst als Reisender fast als Einheimischer willkommen gehiessen wird. Wo jeder, egal welche Probleme er hat, einfach den Tag von Sonnenaufgang bis zum Untergang und darüber hinaus geniesst. Wo er an jeder Ecke Freunde trifft, die ihm einen kleinen Ratschlag mit auf den Weg geben oder dazu einläd sich kurz zu ihm auf einen „Café“ zu setzen. Vor jeder „Bar“ steht sicherlich eine Ape. Sie gehört in das Alltagsbild einer typisch italienischen Bar in einem Provinzort. Der Mann, der den Müll einsammelt, der Maler der seine Utensilien auf der Pritsche geladen hat und in der Bar nur schnell einen Café trinkt oder ein Jugendlicher der sie einfach als Fortbewegungsmittel für den Schulweg nutzt. Das Alles mag jetzt sehr klischeehaft klingen, ist aber bis zur heutigen Zeit Wirklichkeit. Wenn man auf seinen Italienreisen sich darauf konzentriert Api (Mehrzahl von Ape) zu zählen, so wird man spätestens nach 2-3 Tagen müde davon, da man es nicht vermag diese grosse Anzahl wirklich zu überschauen. Das ist quasi so als wenn man sich ein Auto einer bestimmten Marke kauft und stellt dann sogleich fest, dass fast jeder Zweite oder Dritte ein ähnliches Modell fährt. Es fällt erst dann einem wirklich auf wenn man sich darauf konzentriert.
Die Ape, man mag es kaum glauben, verrichtet in Italien immernoch den Dienst für den sie damals gebaut wurde. Sie dient dem Menschen um ihm sein Leben zu erleichtern! Und das ohne zu meckern und zu murren. Sicherlich hat sie mal Ihre Zipperleins und kleinen technische Probleme. Aber die Italiener sind geschickte Handwerker, die das binnen Minuten wieder reparieren können. „Non cé problemi“. Egal ob Metzger, Maurer, Schreiner, Wirt oder was auch immer, den Italienern ist das Motorenhandwerk wohl in die Wiege gelegt worden und er repariert alles selber und teilweise auch auf abenteuerliche Art und Weise. Und der Erfolg ist mehr oder weniger garantiert! Wir dagegen brauchen ein riesiges Sammelsurium an Werkzeugen und High-Techmitteln und eine am besten 500 Seiten umfassende Reparaturanleitung um eine Zündkerze zu wechseln. Der Italiener braucht nur einen 13er Maulschlüssel, einen Schraubendreher, einen Hammer und ein Feuerzeug um ein komplettes Fahrzeug zu zerlegen und anschliessend wieder zusammen zu setzen. Ich habe schon in vielen Gebieten Italiens Werkstätten gesehen, die im wahrsten Sinne des Wortes tatsächlich so „dürftig“ ausgestattet waren. Aber es waren existierende KFZ-Werkstätten! Und das Feuerzeug ist wohl dafür da, dass wenn der „Maestro“ scheitert, er das ganze einfach abfackelt um die Sache zu übertünchen, was aber wohl im seltensten Fall vorkommt. Jedenfalls ist mir kein Fall bisher bekant. Es interessiert dem italienischen Mechaniker auch nicht wirklich um was für eine Marke von Fahrzeug es sich handelt, dass es zu reparieren gilt. So kann es schon mal vorkommen, dass ein Nissan Patrol (wie es uns wirklich passiert ist) als deutsche Wertarbeit eingestuft wird. So geschehen in einer kleinen Werkstätte in Reggio Calabria. Dem Mechaniker dann zu erklären dass dieses Auto aus dem fernen Japan kommt ist in diesem Moment eher unangebracht da es eventuell den Stolz des Meisters verletzen könnte und er sogleich zum Feuerzeug greifen könnte.
Ich denke mal, dass ein gelernter italienischer Mechaniker als Kind eine Ape als Übungsobjekt vorgesetzt bekommen hat. Anstatt mit einem motorlosen Bobbycar in der Gegend rumzurutschen lernen die Kids einen Zweitaktmotor zu zerlegen und zu tunen.

Für mich war das aber zu der damaligen Zeit alles Neuland. Ich hätte nicht mal sagen können, wo sich der Motor an diesem Vehikel befindet. Isser vorne? Isser hinten? Was tankt dieses „Ding“ eigentlich? Ich bin in meinem Leben noch nicht mal richtig ein Mofa oder Mopet gefahren. Und jetzt soll ich dieses dreirädrige Fahrzeug über eine Distanz von 30 Kilometern heil nach Hause führen? In diesem Moment war das ein völlig abwägiger Gedanke. Der nette Herr vom Rollershop hat mir noch versucht das Gefährt geduldig zu erklären. Aber natürlich konnte er mir auch nur orientierende Hinweise geben wie: „Hier die Bremse“, „da die Kupplung“, „hier gibt man Gas“ also alles was halt nötig ist um einen Unwissenden ins Ungewisse zu schicken. Und dann konnte es endlich losgehen, auf die erste Apefahrt meines Lebens.
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Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von Ostnostalgie »

Grandiose Geschichte. So ähnlich ging es mir meiner Ape auch. Zumindest in einer Hinsicht:
Noch nie gefahren mit so nem teil, noch nie richtig angeschaut, aber mal eben kaufen :lol:

Wenn man die Geschichten liest bekommt man gleich wieder gute Laune.
Meine war bis gerade eben am Boden da die Ape mal wieder nicht mehr läuft, aber
der Text hat zu einem gewissen maß an erheiterung und motivation für den Tag beigetragen.

Grüße
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Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von Boandlkramer »

Servus,

ja die erste Fahrt mit ner Ape. Einfach geil. Wenn ich keine Familie gehabt hätte, wär ich glaub ich nicht mehr so schnell

nach Hause gekommen. Ladefläche mit ein paar Sachen voll und ab geht´s.

Bitte weiterschreiben.

Gruß Christian
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Classic Biene
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Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von Classic Biene »

genau so hab ich Italien in erinnerung
587
War auch mein erster richtiger kontakt mit der Ape
selber See ......in Torbole, Ich MTB..... Italiener mit Biene.

Gute alte Zeit -613
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ramses_pyramid
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Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von ramses_pyramid »

Auf nach Haus

Ich war auf einmal auf mich alleine gestellt. Ganz alleine. Eine völlig neue Welt. Die Welt der Zweitakter-Motoren. Ich war bisher nur Fahrzeuge gewohnt, die von alleine schalten oder zumindest irgendwelche High-Tech Karren die am liebsten schon los fahren würden wenn man sie nur schräg anschaut. Mit Zentralverriegellung, ABS, elektrische Fensterheber, Servolenkung und all diesen Schnickschnack den die Ape nun überhaupt nicht besass. Das einzig moderne in diesem Fahrzeug war der 3-Punkte-Gurt der wohl in den letzten Jahrzehnten die sogenannte „Weiterentwicklung“ von Piaggio in Sachen Ape gewesen ist.

Das Thema „Angurten“ in der Ape ist eh ein lang diskutiertes Thema. Ist es wirklich notwendig dass man sich in einem Fortbewegungsmittel angurten muss das gerade mal schneller ist als ein Tretdreirad dass von einem Kleinkind gesteuert wird? Auf den ersten Blick wirkt die Sicherheit der Ape nun wirklich nicht vertrauenserweckend. Man ist eingepfercht in einem kleinen Blechkasten der im vorherigen Leben bestimmt mal eine Menge Coladosen gewesen ist, mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit von 37 km/h (eingetragen in den Papieren). Die Regelung sieht vor, dass wenn man einen Gurt in der Ape installiert hat, dass man auch diesen benutzen MUSS. Ergo, wenn kein Gurt installiert ist, wie bei den älteren Modellen, muss man diesen auch nicht benutzen. Es ist wirklich schön zu wissen, dass man die Wahl hat wie man im Fall der Fälle das Zeitliche segnen kann. Gutes Gefühl. So ist man entweder in dieser Coladose eingepfärcht wie eine Ölsadine in Ihrer Büchse die gegen die Wand geschleudert wird, oder man hat die Möglichkeit vor dem Aufprall die Tür aufzureissen und das Fahrzeug fluchtartig zu verlassen.

Mit diesem guten Gefühl kann es jetzt endlich losgehen. 30 Kilometer über Hügel und Felder. Dem Einen oder Anderen mag diese Distanz jetzt lächerlich vorkommen, da der ottonormal Autofahrer einfach mit seinem rechten Fuss das Gaspedal durchdrückt und schon sind 30 Kilometer binnen kürzester Zeit überwunden. Ohne grossartig eine Arbeit zu verrichten. Eventuell erleichtert er sich sogar noch diese unangenehme Arbeit des „Gasgebens“ mit Hilfe eines Tempomaten. Und zack...schon ist er 30 Kilometer weiter in einem absolut schallisoliertem Raumschiff. Aber der Apefahrer hat ein Abenteuer vor sich. Nach einer geraden Strecke kommt meistens eine Kurve. Und eine Kurve bedeutet Arbeit für den Apefahrer. Er muss sich in diese Kurve mit seinem Gewicht mit reinlegen, so dass das jeweilige kurveninnere Rad auch wirklich den Kontakt zur Strasse hält. Dabei muss er auch noch entsprechend die Geschwindikeit an den Gradwinkel der Kurve anpassen. Wenn man den vorher weiss. Ansonsten kann es schon passieren, dass das Dreirad kurzfristig zum Zweirad wird. Fasst man alle Tätigkeiten zusammen, die der Apefahrer innerhalb kürzester Zeit meistern muss, so mausert er sich zum wahren Tätigkeitsjongleur. Zum absoluten Talent in Sachen Multitasking (ist ja im Moment auch so ein beliebter eingedeutschter Begriff). Gas runternehmen, mit der linken Hand kuppeln während man langsam mit dem rechten Fuss die Bremse betätigt, dann gleich den Gang einlegen ohne dass das Getriebe fürchterlich kracht, langsam den Lenker in kurvenrichtung einschlagen, sich mit seinem vollen Gewicht in die Kurve legen und kurz nach Kurvenende wieder Gas geben in der Hoffnung dass die Ape durch ihr Gewicht nicht an Fahrt verliert und vorallem nicht den Bodenkontakt.
Naja! So schwer kann doch das nicht sein. Der nette Herr vom Rollershop hat mir ja alles erklärt und eigentlich bin ich sehr lernfähig. Also ziehe ich den Choke unter dem Sitz wie es mir gezeigt wurde und drücke den Startknopf! Urplötzlich mach die Ape einen Riesensatz nach vorne und kracht beinahe in eine andere Ape die direkt vor meiner abgestellt wurde. Er hätte mir vielleicht auch noch sagen können, dass man es schon kontrollieren sollte dass der Leerlauf eingelegt ist bevor man startet. Zweiter Versuch: Mit Ach und Krach krieg ich durch hin- und herschieben der Ape den Leerlauf eingelegt und drücke zum zweiten Mal den Startknopf. Ein metallisches Geräusch dringt durch meine Ohren verfolgt vom Startgeräusch des kleinen nach einem Rasenmäher klingenden Motors. Ich habe es geschafft, der Motor läuft. Mein Vater der vor meinem Fenster stand hielt beide Daumen hoch so als hätte ich eine schwierige Prüfung bestanden. Eine blaue Dunstwolke zog an meinem kleinen Fenster vorbei während der Motor auf seine startbereite Lauftemperatur kam und sich die unregelmässige Drehzahl zu beruhigen schien. In der kleinen Kabine zitterte und dröhnte Alles. Ein kleiner Schraubenschlüssel der unter der Lenkstange in einer Plastikarmatur lag sprang wie ein wild gewordener Floh auf und ab und drehte sich völlig unkontrolliert durch die Vibrationen der Ape. Nach einiger Zeit, so wurde mir beigebracht, konnte ich den Choke wieder reindrücken. Sogleich sank auch die Drehzahl des Motörchens aber hielt diese konstant und signalisierte mir seine Fahrbereitschaft. Ich fühlte mich in dieser kleinen Kabine wie vom Rest der Welt abgeschottet. Kein Kontakt zur Aussenwelt. Selbst wenn ich meinem Vater der draussen stand etwas zurufen wollte, wäre dies ungehört geblieben. Er versuchte eher sich durch die aufsteigende blaue Dunstwolke der Ape etwas ins Abseits zu retten und entfernte sich dem Fahrzeug so dass ich mich fast wühlte wie ein Astronaut der ins Weltall katapultiert wird uns sich langsam der Heimaterde entfernt. Wenn möglich konnte ich nur noch hilfesuchende Handsignale übermitteln.
Selbst ist der Mann! Und so ziehe ich langsam die Kupplung an der linken Seite des Lenkers und lege sogleich den ersten Gang ein. Mit einem leichten Krachen und einem kleinen Vorwärtsruck spüre ich dass der Gang drinnen ist. Jetzt „leicht Gasgeben und dann die Kupplung langsam kommen lassen“, so die Worte des Verkäufers. Kein Problem! Ich dreh den Gasgriff etwas auf und merke dass sich die Drehzahl des Motors erheblich erhöht und lasse langsam die Kupplung kommen. Ein kleiner Vorwärtsschub, ein absinken der Drehzahl und der Motor war wieder aus. Es war wieder muksmäuschen Still auf dem Hof des Rollershops und auch die blaue Dunstwolke löste sich auf und verschwand gänzlich. Etwas verdutzt war ich über diese Situation schon, da es anscheinend doch schwieriger war dieses Fahrzeug vorwärts zu bewegen als ich gedacht habe.
Also alles nochmal auf Neustart! Leerlauf einlegen, Motor starten, Kuppeln, Gang einlegen, Gasgeben, Kupplung kommen lassen.....Motor aus! Langsam bezweifelte ich ob das mit diesem Fahrzeug eine gute Idee gewesen ist.
Alle guten Dinge sind ja bekanntlich Drei! Und auch bei mir funktionierte dieses Motto. Endlich schaffte ich es im ersten Gang meine Parklücke zwischen zwei baugleichen Fahrzeugen zu verlassen und mich zaghaft der Strasse zu nähern. Natürlich im ersten Gang. Ich war mental noch nicht so weit den zweiten Gang einzulegen, denn die Technik der Ape ist so konstruiert, dass man nach dem ersten Gang erst einmal den Leerlauf überwinden muss um schliesslich den zweiten Gang zu erreichen. Keine leichte Aufgabe für einen Apeneuling der vor seiner ersten Abenteuerfahrt steht und noch nicht mal den Hof verlassen hat nach bestimmt 30 geschlagenen Minuten. Meine Hände zitterten vor Nervosität, so dachte ich zumindest, da das unter all den Vibrationen des Fahrzeugs nicht auszumachen war ob ich nun zitterte oder nicht. Aber ich bewegte mich vorwärts. Ich wagte einen kurzen Blick in den Rückspiegel wo sich mein Vater bereits mit seinem Auto hinter mich klemmte um mich die ganze Strecke zu begleiten. Ich näherte mich der Hauptstrasse wo wieder die kleine Ape am Strassenrand stand. Jetzt müsste ich es mir beweisen, dass ich es auch schaffen würde die Ape auf Geschwindigkeit zu bekommen. Nur wo ist der Blinker wieder? Darum könne ich mich später auch noch kümmern, wenn ich dann endlich mal auf einer langen geraden Strecke bin und dann erkunden könnte wo die Elemente wie Blinker, Hupe und Scheibenwischer sind. Ein endloses Band an Autos rauschte direkt vor meiner Front vorbei. Keine Lücke wo ich mich mal reinschummel könnte, da ich auch noch keine Erfahrung in Sachen „Beschleunigung“ dieses Fahrzeugs hatte. So wartete ich bis endlich kein Auto mehr kam. Ich liess die Kupplung kommen und gab fast Vollgas und bog rechts auf die Hauptstrasse ab. Ich war unterwegs...im ersten Gang. Nach mehreren Sekunden hatte ich das Gefühl, dass ich nun die entsprechende Drehzahl erreicht hatte um in den zweiten zu schalten. Selbstverständlich landete ich wie vorraus zu sehen im Leerlauf, der Motor drehte sich in gefährliche Höhen hinauf und die Ape verlohr an Fahrt. Eine schreckliche Situation, speziell wie ich bemerkte dass mein Vater hinter mir sogleich den Warnblinker an seinem Auto einsetzte um den nachfolgenden Verkehr zu warnen. Peinlich! Worallem wenn sich Peinlichkeit mit Panik vermischt. Was nun tun? Zurückschalten und alles von vorne? Oder einfach ab in den Zweiten und versuchen die Situation so zu meistern und die Ape mit Gewalt auf Geschwindigkeit zu bringen. Ich entschloss mich für Ersteres und versuchte wieder in den ersten Gang zurück zu schalten. Das Getriebe krachte fürchterlich und ich dachte bei diesem Geräusch schon es sei alles hinüber. Nach nicht einmal 50 Metern fahrt. Das wäre fast Weltrekord. Derjenige der ein brandneues Fahrzeug nach nur 50 Metern schrottreif gefahren hat. Aber die Ape ist sehr robust und auch das Getriebe kann einiges ab haben und so landete ich wirklich im ersten Gang und konnte wieder Fahrt aufnehmen. Auch mein zweiter Versuch jetzt im zweiten Gang zu landen gelang endlich und ich erhöhte meine Fahrt auf bestimmt 15 km/h. Gefühlt war es sicherlich noch weniger. Meinen Erwartungen von Beschleunigung und Geschwindigkeit wurde dieses Fahrzeug nicht annähernd gerecht. Ich sah doch diese Fahrzeuge in Italien problemlos jede Hürde nehmen und jeden Berg ohne Probleme bezwingen. Und jetzt war ich auf meiner Fahrt nur noch am hoch- und runterschalten? Und das bei fast jedem kleinen Hügel und Bodenwelle? Jede kleine Steigung glich einer Besteigung eines Berges. Eine gewisse Enttäuschung machte sich irgendwie breit. Aber auch dachte ich, dass es bestimmt nur Gewohnheitssache ist oder sich die Leistung nach einer „Einfahrphase“ noch steigern würde. So kämpfte ich mich zwischen Penzberg und Herrsching einfach meines Weges entlang und meine Stimmung stieg zusehends als die Leute am Strassenrand begannen mir zu zuwinken und einfach fröhlich mir hinter her sahen. In diesem Moment entdeckte ich auch die Hupe die ich immer wieder betätigte und die krächzend den Leuten am Strassenrand ihr Kontra gab. Auf gerader Strecke verssuchte ich ab und an die erwähnte Geschwindigkeit von 37 km/h zu erreichen, was mir dennoch auf dieser Fahrt verwehrt blieb. Vermutlich war der stetig herrschende Gegenwind daran schuld. Meine Fahrt war so langsam, dass mich selbst das Überholmanövers eines Puch Mofas mich erschrecken liess. Das Gefühl war beinahe gleich als wenn man mit dem Auto auf der Autobahn mit 160 Sachen fährt und man dann noch von einem Rennmotorrad mit 250 Sachen oder mehr überholt wird. Das war nicht zu erwarten dass ich nur so langsam vorwärts kam. Dennoch genoss ich meine Fahrt. Nach ca. 15 Kilometern machten wir eine kleine Pause und kehrten in einen kleinen Biergarten ein. Mein Vater fragte mich natürlich wie es so sei mit der Ape zu fahren. Aber irgendwie brachte ich vor lauter Anspannung überhaupt keinen Ton raus.
Boandlkramer
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Registriert: Donnerstag 14. Januar 2010, 21:15
Vorname: Christian
Hast du eine Ape: ja
Ape Model: 50
Baujahr: 1998
Farbe: blau
Km-Stand: 20000

Re: Ape - Ein Onlineroman

Beitrag von Boandlkramer »

Servus,

Köstlich, bitte weiterschreiben!!!!!! 98798 98798

Gruß Christian
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